Aus der Traum vom Gendarmstien in 2025?
Donnerstag, 21. August 2025



Quelle: fr0ggy5 auf Unsplash
Lesedauer: 7 Minuten
Mein Traum für 2025 hatte einen klaren Namen: Gendarmstien. Der dänische Fernwanderweg entlang der deutsch-dänischen Grenze, der mit seinen rund 84 Kilometer durch Küstenlandschaften, Wälder und kleine Orte führt. Eine Fernwanderung voller Geschichte, Ruhe und Weite.Ich hatte mir vorgenommen, ihn in diesem Jahr, genauer gesagt im Spätsommer zu erwandern. Allein. Mit leichtem Trekking-Gepäck für autarke Mehrtageswanderungen und großem Herzen, sowie viel Abenteuerlust.
Doch dann kam Fehmarn. Oder besser gesagt das, was mir dort widerfahren ist.
Ein falscher Schritt und plötzlich steht das große Ziel eines ganzen Wanderjahres auf der Kippe. In diesem Beitrag teile ich, was nach einem unauffälligen, aber folgenreichen Zwischenfall während meiner Fehmarn-Umrundung geschah und warum mein Traumziel für 2025 nun ungewiss ist. Es geht um Schmerzen, ein kaputtes Gesundheitssystem und die Frage, wie man trotz aller Rückschläge weitermacht.
In einem meiner letzten Beiträge habe ich über meine begonnene Umrundung der Insel Fehmarn geschrieben. Eine Wanderung entlang weiter Strände, der wunderschönen südöstlichen Steilküste und das mit rauen Winden und kleinen Glücksmomente am Wegesrand.
Ein beinahe (Ab-)Sturz, der alles ins Wanken bringt?

Quelle: weston m auf Unsplash
Ein schlecht einsehbarer Abschnitt auf dem schmalen Single Trail, ein unbedachter Schritt, der Boden unter meinem rechten Fuß brach seitlich weg und plötzlich war da ein unglaublich stechender Schmerz in meinem bisher noch absolut unversehrten rechten Knie, der innerhalb der nächsten Minuten in einen dumpfen Druckschmerz überging und dann gänzlich verschwand.
Ich setzte den Weg mit mit bedacht gewählten Schritten fort. Einerseits weil ich right in the middle of fu**ing nowhere war. Andererseits aber auch, weil der dumpfe Druckschmerz ja langsam aber sicher verschwand.
Der Körper schrie nach Pause, aber mein Kopf war noch im Ich zieh das durch-Modus und zwar vorsichtig. Ich wollte zumindest wieder zurück in so etwas wie Zivilisation, wo ich mir zur Not ein Taxi rufen könnte…
Auf dem weiteren Weg entlang der wunderschönen, südöstlichen Steilküste hatte ich aber trotzdem immer wieder und ganz unvermittelt einen starken stechenden Schmerz genau dort, wo es initial auch extrem geschmerzt hatte.
Ich stellte fest, dass dies immer dann geschah, wenn ich beim Gehen meinen Oberkörper leicht verdrehte. Bspw. weil ich mir etwas anschauen wollte, wofür ich auch den Oberkörper drehen musste. Jetzt ging natürlich mein Kopfkino los...

Was könnte in meinem rechten Knie kaputt gegangen sein?
Dadurch das ich bzgl. der Knieanatomie recht gut medizinisch belesen bin, war mir dann relativ schnell klar, das etwas massiv Schaden genommen hatte. Aber was könnte kaputt gegangen sein? Meine möglichen Kandidaten waren:
Dadurch das ich bzgl. der Knieanatomie recht gut medizinisch belesen bin, war mir dann relativ schnell klar, das etwas massiv Schaden genommen hatte. Aber was könnte kaputt gegangen sein? Meine möglichen Kandidaten waren:
- Knorpel der Femurkondylen
- Außenmeniskus
- vorderes Kreuzband
- Bursa infrapatellaris (Schleimbeutel)
- Hoffa-Fettkörper

Quelle: Europeana auf Unsplash
Nach einer hervorragenden Nacht hatte sich der Status Quo immer noch nicht zu meinen Ungunsten verändert. Keinerlei Schwellung oder Druckschmerz! So weit, so gut…
Ich entschied mich dafür, meinen Weg fortzusetzen und zu schauen, wie das rechte Knie auf die neuerliche Belastung reagieren würde. Und siehe da, bis auf einen an diesem Tag schon etwas weniger stechenden Schmerz beim Gehen mit verdrehtem Oberkörper machte das Knie wunderbar mit!
Aus Sicherheitsgründen entschied ich mich aber trotzdem dafür, die Tour in Puttgarden etwa auf der Hälfte der Tagesetappe abzubrechen, nach Hause zurückzukehren und dann erstmal einen Arzt draufschauen zu lassen.
Dutzende Versuche in 12 Praxen, kein einziger Termin!

Quelle: Miguel A Amutio auf Unsplash
Ich habe ungelogen zwölf Orthopäden im Umkreis von 60 Kilometern versucht zu kontaktieren. Per Telefon, per Email,… Keine einzige Praxis war telefonisch erreichbar. Keine Praxis antwortete auf meine Emails. Ich verbrachte innerhalb von drei Wochen Stunden in den Warteschleifen, nur um immer wieder rausgedrückt zu werden.
Natürlich versuchte ich es auch über die zahlreich auf den Praxisseiten angebotenen Buchungsplattformen. Aber was nützt mir ein Termin im November? Vier Monate nach dem Unfall?!
Bis heute habe ich keinen Termin, keine Diagnose, keinen Behandlungsplan. Ich weiß nicht, ob der Knorpel am Femurkondylen etwas mitbekommen hat. Ich weiß nicht, ob mein Außenmenikus oder mein vorderes Kreuzband gerissen ist oder ob evtl. Sehnen überdehnt sind.
Ich weiß nur, dass ich beim nächsten Mal direkt in eine Notaufnahme fahren und denen dann auf den Sack gehen werde, denn anders bekommt man als Kassenpatient heute wohl keine zeitnahe Diagnose mehr. Ich fühle mich wie damals in 2020, wo ich mit zu den ersten 10.000 Covid-Erkrankten in Deutschland gehörte und ich einfach keine Hilfe bekam.

Völlig kaputtes Gesundheitssystem - Kapitel 1
Ein völlig marodes und leistungsunfähiges Gesundheitssystem durfte ich schon mal erleben. Wenn dich die Geschichte dahinter interessiert, findest du nachfolgend die passenden Beiträge von mir.
Ein völlig marodes und leistungsunfähiges Gesundheitssystem durfte ich schon mal erleben. Wenn dich die Geschichte dahinter interessiert, findest du nachfolgend die passenden Beiträge von mir.
Aber am meisten nervt mich daran, das ich jedes Jahr einen hohen 4-stelligen Euro-Betrag ins System einbezahle und wenn ich das System dann ausnahmsweise mal brauche, das System mich nicht unterstützen will! Ein Grund mehr, Deutschland den Rücken zu kehren!
Was bedeutet das für meinen Traum?

Quelle: Mark König auf Unsplash
Nun, da das Gesundheitssystem mich als Kassenpatienten ja bewusst von der verpflichtenden Leistungserbringung ausschließt, werde ich auf dem normalen Weg wohl keine Antwort auf diese Frage bekommen…
Ich scheine zwei Optionen zu haben. Option 1 ist das Aufgeben und es 2026 erneut versuchen, wenn denn überhaupt noch körperlich möglich oder ratsam. Option 2 ist das Versuchen und es dabei ganz langsam anzugehen
Es ist aktuell ein Schwebezustand. Ich will versuchen, nicht zu früh aufzugeben. Gleichzeitig will ich mein bisher heiles Knie aber auch nicht so ramponieren, wie ich es mit dem lange schon kaputten linken Knie in der Vergangenheit getan habe.
Deshalb habe ich mir aktuell vorgenommen, dass wenn ich im Alltag so gut wie schmerzfrei bin, dass ich dann langsam wie beim Thru-Hike-Trainingsplan versuche, wieder Strecke zu machen, diese langsam zu steigern, das Gewicht auf den Schulter zu steigern und dabei immer sehr genau darauf zu achten, was mein Körper mir sagt.
Was bleibt und was trägt?
Was bleibt, ist mein Wille und die Motivation. Die Freude am Unterwegssein. Der tiefe Wunsch, wieder mit leichtem Schritt durch unbekannte Landschaften zu gehen. Vielleicht nicht morgen, vielleicht auch nicht übermorgen. Aber irgendwann wieder und vielleicht ist dieses irgendwann ja noch in 2025?Was trägt, ist das Schreiben hier. Der Austausch mit euch. Die Rückmeldungen von euch, eure Anteilnahme, euer Nachfragen, euer Mutmachen. Danke dafür. Ihr seid mehr Teil des Weges, als ihr vielleicht denkt!
Und falls einer von euch einen Tipp hat, wie ich in unserem völlig kaputten Gesundheitssystem doch noch zeitnah an eine professionelle Diagnose komme, dann würde ich mich über deine Nachricht sehr freuen!
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Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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