Mein Übergangssetup für Mehrtageswanderungen im Herbst
Donnerstag, 20. November 2025
Lesedauer: 14 Minuten
Nach einem ganzen Sommer voller Weitwanderungen und Overnighter dachte ich, ich hätte alles im Griff. Meine Packliste ist leicht und perfektioniert, jeder Handgriff sitzt.Jetzt standen aber die ersten Herbst-Mehrtageswanderungen an und da machte es Sinn, mir vor allem über Anpassungen und Ergänzungen meiner Packliste Gedanken zu machen.
Natürlich ist im Herbst vieles anders. Die Temperaturen schwanken extrem, es ist teils stark windig bis sogar stürmisch, es ist sehr viel feuchter, es ist sehr viel länger dunkel und mit dem ersten Frost muss auch gerechnet werden.
Was im Sommer funktioniert hat, reicht für Herbstwanderungen oft nicht mehr aus. Die goldene Jahreszeit bringt ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich.
In diesem Beitrag teile ich daher meine Erfahrungen mit meinem perfekten Übergangssetup für Mehrtageswanderungen und Overnighter. Du erfährst, welche sechs Ausrüstungsbereiche den entscheidenden Unterschied machen, welchen Einfluss das auf die Packliste hat und warum ich sie in keinem meiner Herbst-Rucksäcke mehr missen möchte.
Kurze inhaltliche Übersicht
- Warum Herbst-Ausrüstung anders ist als Sommer-Gear
- Windschutz: Bedacht geplant für Herbstcampen
- Das richtige Schlafsystem: Vorbereitet für Herbst-Kälte
- Regenschutz: Mehr als nur eine weitere Jacke
- Beleuchtung: Frühere Dunkelheit bedeutet mehr Licht- und Strombedarf
- Warme Kleidung: Das Layering-System für Herbst
- Notfall-Wärme: Backup für unerwartete Kälte
- Meine Herbst-Packliste: Das perfekte Übergangssetup
- Fazit: Warum sich das perfekte Übergangssetup lohnt
Warum Herbst-Ausrüstung anders ist als Sommer-Gear
In der Vorbereitung auf meinen ersten Herbst-Overnighter wurde mir schnell klar, dass die Jahreszeit vieles verändert. Während im Sommer viele nur mit einem dünnen Sommerschlafsack und minimaler Regenausrüstung unterwegs sind, braucht es plötzlich deutlich mehr Equipment. Die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht können im Herbst 20 Grad und mehr betragen.Besonders herausfordernd ist die Unberechenbarkeit des Wetters. Ein sonniger Morgen kann sich binnen Stunden in einen regnerischen, kalten Nachmittag verwandeln. Diese Erfahrung machen viele auf ihrer ersten Mehrtageswanderung im Oktober und sind dann meist völlig unvorbereitet darauf.
Die kürzeren Tage bedeuten außerdem, dass du deutlich früher dein Lager aufschlagen musst. Was im Sommer noch entspanntes Wandern bis 20 Uhr bedeutete, wird im Herbst bereits um 17 Uhr zur Herausforderung ohne ausreichende Beleuchtung. Ein durchdachtes Übergangssetup wird deshalb unverzichtbar.
Zitat von der British Army
Proper Planning and Preparation Prevents Piss Poor Performance
Proper Planning and Preparation Prevents Piss Poor Performance
Windschutz: Bedacht geplant für Herbstcampen
Bei der Zeltplatzwahl achte ich besonders auf natürlichen Windschutz. Baumgruppen, Felsen oder kleine Mulden (außer bei Regen!) können bereits eine deutliche Verbesserung bringen. Dabei stelle ich das Zelt so auf, dass die schmalste Seite zum Wind zeigt. Das reduziert die Angriffsfläche und macht das Zelt deutlich stabiler.
Für windige Bedingungen führe ich längere Heringe mit, die besseren Halt im Boden bieten. Die Abspannleinen spanne ich straff, um ein Flattern zu vermeiden. Ein gut abgespanntes Zelt hält nicht nur besser, sondern ist auch deutlich leiser in der Nacht.
Hinweis: Achtung Widow Makers und Fallobst
Wenn es stürmisch ist, muss man sehr genau in die Bäume schauen, denn dort kann Todholz enthalten sein, dass nur auf Windböen wartet, um herunterzufallen. Natürlich möchtest du unter solchen Widow Maker genannten Bäumen nicht die stürmische Nacht verbringen. Gleiches gilt übrigens auch für noch tragende Obstgehölze im Herbst.
Wenn es stürmisch ist, muss man sehr genau in die Bäume schauen, denn dort kann Todholz enthalten sein, dass nur auf Windböen wartet, um herunterzufallen. Natürlich möchtest du unter solchen Widow Maker genannten Bäumen nicht die stürmische Nacht verbringen. Gleiches gilt übrigens auch für noch tragende Obstgehölze im Herbst.
Beim Kochen wird Wind für jedes System problematisch. Mein X-Boil Spirituskocher bringt zum Glück einen integrierten Windschutz mit, was den Brennstoffverbrauch deutlich reduziert. Bei Gas- und Feststoffkochern ist ein zusätzlicher Windschutz aber auch unverzichtbar. Die Lösung: geschützte Kochplätze suchen, aus Aluminiumfolie einen stabilen Windschutz basteln und mitnehmen oder notfalls im Vorzelt kochen, wobei hier besondere Vorsicht geboten ist!
Das richtige Schlafsystem: Vorbereitet für Herbst-Kälte
Ich hatte mein Zenbivy Light Bed -4°C eingeplant, das ich sogar schon bei 5°C im Frühjahr erfolgreich getestet hatte. Dieses bewährte System sollte eigentlich das Herzstück meines Übergangssetups für kalte Nächte sein.
Bei besagtem, kürzlich unternommenen, herbstlichen Overnighter in einem Shelter am Nybøl Nor in Dänemark wurde ich jedoch überrascht. Bei 0,5°C Tiefsttemperatur reichten weder das Zenbivy Light Bed -4°C noch meine Kilos Gear Isomatte mit einem R-Wert von 3.7 wirklich aus. Ich musste zu meinen Reserven greifen - Handschuhe, Fleece und Biwaksack - um die Nacht angenehm warm zu schlafen.
Link: Mein herbstlicher Overnighter am Nybøl Nor
Die vollständige Geschichte meines herbstlichen Overnighters in einem dänischen Shelter am Nybøl Nor kannst du in meinem Beitrag Herbstliche Nybøl Nor Runde - Overnighter im Shelter nachlesen.
Die vollständige Geschichte meines herbstlichen Overnighters in einem dänischen Shelter am Nybøl Nor kannst du in meinem Beitrag Herbstliche Nybøl Nor Runde - Overnighter im Shelter nachlesen.
Diese Erfahrung hat mich zum Nachdenken gebracht. Für die Schlafsystem-Optimierung sehe ich zwei mögliche Wege: Erstens könnte ich auf ein Zenbivy Light Bed oder Zenbivy Ultralight Bed mit -12°C Grenztemperatur upgraden. Zweitens kam mir die Idee, einen zusätzlichen dünnen Apex-Quilt zu nutzen, in den ich mit meinem vorhandenen Quilt hineinschlüpfen würde.
Der Apex-Quilt käme dabei außen, da die Kunstfaserfüllung mit den eisigen Temperaturen in Berührung kommt und dort das Wasser kondensiert - ohne dass die Isolierungsleistung leidet wie bei Daune. Allerdings wiegt ein solcher zusätzlicher Quilt auch 500-600 Gramm, weshalb ich es zunächst mit einem wärmeren Quilt versuchen würde. So habe ich bei Überraschungen immer noch meine Reserven verfügbar, ohne sie direkt einsetzen zu müssen.
Für richtig kalte Herbstnächte greife ich zukünftig zusätzlich auf dickere Wärmesocken und dickere lange Unterwäsche bzw. Thermo-Unterwäsche zurück. Bei extremer Kälte trage ich zur Not auch meinen Midlayer und ggf. auch eine Daunenjacke im Schlafsack. Eine warme Mütze und dünne Handschuhe im Schlafsack können ebenfalls Wunder wirken, denn über den Kopf und die Hände verlieren wir schließlich viel Körperwärme.
Zusätzlich zum wärmeren Schlafsack habe ich für die kältere Jahreszeit auch vor, einen Merino-Liner mit dabei zu haben. Der bringt nicht nur extra Wärme, sondern hält den Schlafsack sauber und kann notfalls als Sommerschlafsack in Hütten dienen. Das Gewicht von 200 Gramm nehme ich gerne in Kauf.
Bei der Isomatte würde ich wie gesagt mittlerweile auf einen R-Wert von mindestens 5 setzen. Sollten dann immer noch alle Stricke reißen, kann ich zusätzlich die in meinem erste Hilfe Kit befindliche Rettungsdecke unterlegen. Diese Kombination aus optimierter Ausrüstung und durchdachten Sicherheits-Ergänzungen sollte für mein Übergangssetup und vielleicht sogar für ein Wintersetup die richtige Balance bieten.
Regenschutz: Mehr als nur eine weitere Jacke
Mindestens genauso wichtig sind wasserdichte Packsäcke für die gesamte Ausrüstung. Ich verwende grundsätzlich für Schlafsack, Ersatzkleidung und Elektronik separate Drybags. Das mag auf dich mehr als übertrieben wirken, aber durchnässte Kleidung bei 5 Grad oder darunter ist absolut kein Spaß mehr. Das ist dann lebensgefährlich!
Auf einen wasserdichten Rucksacküberzug verzichte ich und nutze stattdessen lieber einen dicken Müllsack im Rucksack, in den ich alles verstaue, was keinesfalls nass werden darf. Auch wenn mein Rucksack wasserabweisend ist - bei stundenlangem Regen hilft nur kompletter Schutz.
Last but not least gleichen sich im Herbst die Temperatur und der Taupunkt stark an, was zwangsläufig zu deutlich mehr Feuchtigkeit innen und außen am Zelt führen kann. Um nicht stundenlang mein Zelt trocknen zu müssen, gehört im Übergangssetup für mich auf jeden Fall auch ein saugstarkes und leicht trocknendes (Hand-)Tuch zur Packliste.
Mit dem befreie ich die Zeltwände innen wie außen vor dem Abbau bestmöglich von Feuchtigkeit und gleichzeitig kann dies auch zum Abtrocknen des Körpers verwendet werden. Multi-Use ist ja immer wünschenswert.
Beleuchtung: Frühere Dunkelheit bedeutet mehr Licht- und Strombedarf
Im Herbst wird diese Ausrüstung plötzlich unverzichtbar für den Lageraufbau und das Kochen. Außerhalb des Zelts nutze ich die Stirnlampe, die gut ausleuchtet und beide Hände frei lässt. Die Zeltlampe ist dann praktisch für die Beleuchtung im Zelt selbst.
Der höhere Stromverbrauch kann je nach Länge des Abenteuers allerdings zum Problem werden. Deshalb bin ich von meiner 10.000 mAh Powerbank auf eine 20.000 mAh starke Powerbank umgestiegen - die zusätzliche Energiereserve gibt mir deutlich mehr Sicherheit bei längeren autarken Touren und ist ein wichtiger Baustein meines Übergangssetups.
Warme Kleidung: Das Layering-System für Herbst
Das Zwiebelprinzip kannte ich bereits vor meinem ersten Overnighter und setze es konsequent um. Mein System besteht aus drei Schichten: Merino-Unterwäsche, isolierende Mittelschicht und Wetterschutz außen - ein flexibles Übergangssetup für verschiedene Temperaturen.Als Base Layer verwende ich ausschließlich Merino-Wolle. Sie wärmt auch bei Feuchtigkeit und riecht selbst nach mehreren Tagen kaum. Meine Erfahrung: Einmal Merino, nie wieder Kunstfaser direkt auf der Haut.
Als Mid-Layer nutze ich einen Fleece, dessen Dicke und damit Wärmeisolation ich entsprechend den vorhergesagten Temperaturen wählen kann. Bei Temperaturen bis 5°C komme ich gut ohne Daunenjacke aus. Sollte im Herbst jedoch Frost vorhergesagt sein, dann würde ich die Daunenjacke als zusätzlichen Mid Layer zur Sicherheit dabei haben.
Notfall-Wärme: Backup für unerwartete Kälte
Dazu zählt für mich ein Biwaksack aus Tyvek, der nur 135 Gramm wiegt und im Ernstfall lebensrettend sein kann. Das reißfeste Material bietet zusätzlich noch einen gewissen Schutz vor Wind und Wetter.
Chemische Wärmepads für Hände und Füße sind für den Fall der Fälle eine gute Ergänzung. Besonders beim Auf- oder Abbau des Lagers bei Frost können warme Finger für feine Arbeiten unverzichtbar werden. 10 Gramm pro Pad sind eine sinnvolle Investition für den Notfall und können in heißem Wasser immer wieder aufgeladen werden.
Als einfaches aber effektives Wärme-Backup habe ich dann auch immer etwas zusätzliches Wasser in meiner kalkulierten Wassermenge dabei, das ich für eine improvisierte Wärmflasche nutzen kann. Heißes Wasser in eine Trinkflasche gefüllt und in den Schlafsack gelegt bringt wohlige Wärme für Stunden. Aber Achtung: Hitze führt bei Haut und Outdoor-Materialien zu Verbrennungen und ggf. Schmelzen.
Alternativ helfen auch warme Getränke vor dem Schlafen und grundsätzlich ein paar Kniebeugen oder andere Bewegung, um die Körpertemperatur anzukurbeln.
Meine Herbst-Packliste: Das perfekte Übergangssetup
Basierend auf meinen Herbst-Erfahrungen hat sich mein perfektes Übergangssetup verändert. Die wichtigsten Ergänzungen und Anpassungen zur Sommerausrüstung sind für mich unverzichtbar geworden:- Windschutz & Shelter
Robustes, sturmsicheres Zelt, längere Heringe, X-Boil Spirituskocher mit integriertem Windschutz - Schlafsystem
Zenbivy Light Bed -12°C, Merino-Liner, Kilos Gear Isomatte (R-Wert 5.0), Rettungsdecke als Backup - Wetterschutz
Ultraleichte Regenjacke und -hose mit Lüftungsschlitzen, wasserdichte Packsäcke, dicker Müllsack für Rucksack-Innenauskleidung, saugstarkes und leicht trocknendes (Hand-)Tuch - Beleuchtung & Strom
Stirnlampe, elektrische Luftpumpe mit Zeltlampe, 20.000 mAh Powerbank (statt 10.000 mAh) - Kleidung
Warme lange Unterwäsche zum Schlafen, dickere wärmende Socken zum Schlafen, ein Fleece mit zur vorhergesagten Temperatur passender Dicke (Mid-Layer), bei Frostvorhersage zusätzlich Daunenjacke - Notfallausrüstung
Tyvek-Biwaksack, chemische Wärmepads, zusätzliches Wasser für Wärmflasche
Die Kombination aus bewährter Sommerausrüstung und gezielten Herbst-Ergänzungen sorgt für ein flexibles Übergangssetup, das Sicherheit ohne unnötiges Gewicht bietet.
Fazit: Warum sich das perfekte Übergangssetup lohnt
Mit dem richtigen Übergangssetup sind Outdoor-Abenteuer auch in der feuchten, windigen und dunklen Jahreszeit tolle Erlebnisse. Statt frierende Nächte und ungemütliche Touren kann man die goldene Jahreszeit in vollen Zügen genießen. Die zusätzlichen 1-2 Kilogramm Gewicht nehme ich gerne in Kauf für deutlich mehr Komfort und Sicherheit.
Tipp: Tipp zur Ausrüstungsbeschaffung
Kaufe die Ausrüstung schrittweise und teste sie bei Tagestouren, bevor du mehrtägige Herbst-Overnighter angehst. So findest du heraus, was für deinen Wanderstil wirklich notwendig ist und was nur unnötiges Gewicht bedeutet.
Kaufe die Ausrüstung schrittweise und teste sie bei Tagestouren, bevor du mehrtägige Herbst-Overnighter angehst. So findest du heraus, was für deinen Wanderstil wirklich notwendig ist und was nur unnötiges Gewicht bedeutet.
Der Herbst bietet einige der schönsten Wandererlebnisse des Jahres - mit dem perfekten Übergangssetup kann er zu deiner neuen Lieblingsjahreszeit für Outdoor-Abenteuer werden.
Du planst dein erstes Herbst-Wochenendabenteuer oder hast Fragen zu spezifischen Ausrüstungsgegenständen? Schreib mir gerne über mein Kontaktformular - ich teile meine Erfahrungen gerne mit dir und helfe bei der Auswahl der perfekten Herbstausrüstung für dein individuelles Übergangssetup!
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Über mich
Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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