Leave No Trace – So bist du naturfreundlich unterwegs

Donnerstag, 02. Oktober 2025
Serie Outdoor S1 • E15
Google Maps Escheburg
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Quelle: Florida-Guidebook.com auf Unsplash

Lesedauer: 14 Minuten

Wer – wie ich – gerne ultraleicht durch die Natur wandert, merkt eines ganz schnell. Man braucht deutlich weniger, als man gedacht hat.

Für mich bedeutet Minimalismus Freiheit, weniger Gewicht auf dem Rücken und damit mehr Fokus auf das eigentliche Abenteuer.

Doch Freiheit bringt auch Verantwortung mit sich. Beim Trekking und Wandern gilt es, die Natur so zu verlassen, wie wir sie vorgefunden haben oder gemäß einer alten Pfadfinderregel ein Stück besser (sauberer), als man sie vorgefunden hat.

Genau dafür steht in der Outdoor Adventure Szene das Konzept Leave No Trace.

In diesem Beitrag erfährst du, was hinter dem Konzept von Leave No Trace steckt, wie du die damit verbundenen sieben Prinzipien beim (Ultraleicht-)Trekking oder anderen Outdoor-Abenteuern praktisch umsetzt und warum es gerade in Deutschland so wichtig ist, diese Haltung ernst zu nehmen.

Kurze inhaltliche Übersicht



Was bedeutet „Leave No Trace"?

Leave No Trace (LNT) ist eine internationale Philosophie für nachhaltiges Outdoor-Verhalten. Die Grundidee ist dabei, Naturerlebnisse zu genießen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen.

Das Konzept hat seine Wurzeln bereits in den 1960er Jahren, als der U.S. Forest Service erste "No-Trace"-Programme entwickelte. 1987 entstand dann das gemeinsame Pamphlet "Leave No Trace Land Ethics" von Forest Service, National Park Service und Bureau of Land Management.

Die heute bekannten sieben Prinzipien wurden in den frühen 1990er Jahren durch die National Outdoor Leadership School (NOLS) entwickelt und 1994 gründete sich das Leave No Trace Center for Outdoor Ethics als gemeinnützige Organisation.

Gerade beim Ultraleicht-Trekking passt das perfekt, denn weniger Ausrüstung bedeutet auch automatisch weniger potenzielle Belastung für die Umwelt. Doch was sind diese sieben Prinzipien nun?


Die 7 Prinzipien von Leave No Trace für Ultraleicht-Wanderer

Um der Philosophie Leave No Trace leichter folgen zu können, haben sich sieben Prinzipien etabliert, die ich dir nachfolgend einzeln mit praktischen Ultraleicht-Tipps vorstellen möchte.


Prinzip 1: Plane voraus und bereite dich vor

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Quelle: Jean-Frederic Fortier auf Unsplash
Eine gute Vorbereitung ist das Fundament jeder nachhaltigen Tour. Informiere dich vorab über Bestimmungen, Besonderheiten und potenzielle Gefahren deiner geplanten Route.

Bereite dich auf Extremwetter und Notfälle vor, ohne dabei unnötig schwer zu packen. Eine durchdachte Ausrüstungsliste und leichte Notfallausrüstung sind hier der Schlüssel.

Plane deine Tour so, dass du Hochbetriebszeiten vermeidest. Weniger frequentierte Zeiten bedeuten weniger Belastung für die Natur und oft auch schönere, ruhigere Erlebnisse für dich.

Reise in kleinen Gruppen oder teile große Gruppen auf. Weniger Menschen bedeuten weniger Aufprall auf die Natur. Verpacke Lebensmittel um, um Müll zu minimieren. Das spart nicht nur Gewicht, sondern reduziert auch Abfall unterwegs.

Nutze Karte, Kompass oder GPS, um Markierungen wie Steinmännchen oder Fähnchen zu vermeiden. So bleibt die natürliche Orientierung erhalten.


Prinzip 2: Wandere und zelte auf widerstandsfähigen Oberflächen

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Quelle: Christopher Ott auf Unsplash
Widerstandsfähige Oberflächen sind markierte Wege, ausgewiesene Lagerplätze, Fels, Kies, Sand, trockenes Gras oder Schnee. Diese können Belastung verkraften, ohne dauerhaften Schaden zu nehmen.

Schütze Uferbereiche, indem du mindestens 60 Meter Abstand zu Seen und Bächen hältst beim Zelten. Das schützt die empfindliche Ufervegetation und Wasserqualität.

Gute Lagerplätze werden gefunden, nicht gemacht. Verändere niemals einen Platz für dein Camp. Dein ultraleichtes Setup passt sich an die natürlichen Gegebenheiten an.

In beliebten Gebieten konzentriere deine Nutzung auf bestehende Wege und Lagerplätze. Gehe einzeln hintereinander in der Wegmitte, auch wenn es matschig ist. Halte Campsites klein und fokussiere Aktivitäten auf vegetationsfreie Bereiche.

In unberührten Gebieten verteile deine Nutzung, um die Entstehung neuer Wege und Lagerplätze zu verhindern. Vermeide Orte, wo erste Schäden bereits sichtbar werden.

Tipp: Abstand zu Gewässern als Vorteil

Unabhängig von den Vorteilen für die Natur bietet die Einhaltung von Abstand zu Gewässern auch dir selbst einige Vorteile:

Weniger Kälte & Feuchtigkeit:
Direkt am Wasser kühlt es nachts stärker ab und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Dies führt zu deutlich mehr Kondensation auf und im Zelt.

Weniger Mücken & Insekten:
Stehende Gewässer sind Brutstätten für Mücken. Hältst du wenig oder keinen Abstand zu diesen, wird dein Aufenthalt an der Campsite nervig.

Sicherer Untergrund:
Uferböden sind oft weicher, matschig oder überschwemmungsgefährdet. In 60 m Abstand dazu ist der Boden meist wieder fest und trockener.


Prinzip 3: Entsorge Abfälle ordnungsgemäß

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Quelle: Sylwia Bartyzel auf Unsplash
Pack es ein, pack es aus – das ist die Grundregel. Kontrolliere dein Lager, Kochplätze und Rastplätze auf Müll oder verschüttete Lebensmittel. Nimm wirklich alles mit, auch Essensreste und Krümel.

Nutze Toilettenanlagen, wann immer möglich. Ansonsten grabe ein Loch 15-20 cm tief, mindestens 60 Meter entfernt von Wasser, Camp und Wegen. Bedecke und tarne das Loch nach der Nutzung.

Pack Toilettenpapier und Hygieneartikel immer aus. Diese gehören nicht in die Natur, auch nicht vergraben. Ein kleiner Ziplock-Beutel reicht für den Transport.

Zum Waschen von dir oder deinem Geschirr trage Wasser 60 Meter weg von Gewässern und verwende kleine Mengen biologisch abbaubarer Seife. Verteile das gefilterte Abwasser großflächig, damit es natürlich versickern kann.


Prinzip 4: Lasse alles so, wie du es vorgefunden hast

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Quelle: John Cameron auf Unsplash
Bewahre die Vergangenheit: Betrachte und fotografiere kulturelle oder historische Strukturen und Artefakte, aber berühre sie nicht. Schon kleine Berührungen können über Jahre hinweg Schäden verursachen.

Lasse Steine, Pflanzen und andere natürliche Objekte, wie du sie vorgefunden hast. Das schöne Souvenir aus der Natur sollte nur in deiner Erinnerung oder auf Fotos existieren.

Vermeide es, gebietsfremde Arten einzuschleppen oder zu verbreiten. Reinige deine Ausrüstung gründlich zwischen verschiedenen Gebieten, besonders Schuhe und Zelthering.

Baue keine Strukturen, Möbel oder grabe keine Gräben. Die Natur braucht keine menschlichen Verbesserungen. Dein ultraleichtes Setup kommt ohne solche Eingriffe aus.

Hinweis: Probleme mit Steinpyramiden, Steinmännchen oder Cairns

Das Errichten von Steinpyramiden oder Steinmännchen (engl. Cairns) stellt tatsächlich in vielerlei Hinsicht ein Problem dar:

Ökologisch:
Unter Steinen leben Insekten, Spinnen und Amphibien. Wenn man Steine zum Errichten einer Steinpyramide wegnimmt, zerstört man deren Lebensraum. Der Boden darunter wird plötzlich der Sonne, Trockenheit oder Kälte ausgesetzt.

Geologisch:
Steine gehören an ihren Platz, besonders in empfindlichen Habitaten. Werden sie entfernt, können kleine Erosionsprozesse entstehen.

Navigation und Sicherheit:
Offizielle Steinmännchen dienen oft als Wegmarkierung. Zusätzliche Pyramiden können andere Wanderer in die Irre führen.


Prinzip 5: Minimiere die Auswirkungen von Lagerfeuern

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Quelle: Ayotunde Ikuesan auf Unsplash
Lagerfeuer können dauerhafte Schäden an der Umwelt verursachen. Nutze einen leichten Kocher zum Kochen und eine Kerzenlaterne für Licht – das ist sowieso viel ultraleichter und effizienter!

Wo Feuer erlaubt sind, nutze nur bestehende Feuerstellen, Feuerpfannen oder Hügelfeuer. Baue niemals neue Feuerringe aus Steinen.

Halte Feuer klein. Verwende nur am Boden liegendes, totes Holz, das von Hand gebrochen werden kann. Niemals lebende Äste abbrechen oder Holz sägen!

Verbrenne alles Holz und die Kohle zu Asche, lösche Feuer vollständig mit Wasser und verteile kalte Asche weiträumig. Die Feuerstelle sollte kalt sein, bevor du gehst.

Alternativ kannst du auch ganz auf Feuerstellen und Lagerfeuer verzichten. Wenn du warmes Essen bereiten möchtest, kannst du dies auch mit Gas-, Spiritus- oder Festbrennstoff-Kochern zubereiten. Oder du probierst mal das sogenannte Cold Soaking.

Information: Outdoor-Kochen ohne Feuer oder Elektrizität

Es gibt mittlerweile auch sogenannte Tactical Food Heater, die Wasser oder fertige Mahlzeiten in 15-20 Minuten auf 100°C erhitzen.

Dazu wird das sogenannte Heater Element in einer hitzebeständigen Tüte (Heater Bag) mit 150ml Wasser aktiviert. Stellt man das eigene Essen oder Wasser in einem Topf oder einer weiteren Tüte hinein, funktioniert das sehr gut.

Allerdings schleppt man viel zusätzliches Gewicht mit sich herum. Das Heater Bag mit dem Heater Element wiegt etwa 75g/Mahlzeit und dann noch das zusätzliche Wasser. Außerdem ist es nicht wiederverwendbar und produziert viel Müll.


Prinzip 6: Respektiere Wildtiere

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Quelle: Hans Veth auf Unsplash
Beobachte Wildtiere aus der Distanz. Folge ihnen nicht und nähere dich nicht an. Ein gutes Teleobjektiv oder Fernglas gehört zur durchdachten Ultraleicht-Ausrüstung dazu.

Füttere niemals Tiere. Das schadet ihrer Gesundheit, verändert ihr natürliches Verhalten und macht sie von Menschen abhängig. Außerdem kann es sie aggressiv werden lassen.

Schütze Wildtiere und dein Essen, indem du Rationen und Müll sicher aufbewahrst. Hängende Foodbags oder geruchsdichte Behälter sind hier die ultraleichte Lösung.

Kontrolliere Haustiere jederzeit oder lasse sie zu Hause. Sie gehören nicht in die Wildnis und können Wildtiere stressen oder jagen.

Vermeide Wildtiere während sensibler Zeiten wie Paarung, Nestbau, Jungenaufzucht oder im Winter. Dann sind sie besonders störungsempfindlich und brauchen ihre Energie zum Überleben.

Link: Wildtiere schonend erleben

Während eines Overnighters am Rande des Naturschutzgebietes Skalling in Dänemark hatte ich aufgrund meines rücksichtsvollen Verhaltens besondere Tiererlebnisse. Wenn dich diese interessieren, schau gern mal in meinen Beitrag Ausrüstungstest: Meine erste Shelter-Übernachtung.


Prinzip 7: Sei rücksichtsvoll gegenüber anderen Besuchern

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Quelle: Kitera Dent auf Unsplash
Respektiere andere Besucher und schütze die Qualität ihrer Erfahrung. Jeder hat das Recht auf ein ungestörtes Naturerlebnis.

Sei höflich und gewähre anderen Wanderern den Vortritt auf dem Weg. Bei Begegnungen mit Reitern weiche bergab aus – das ist sicherer für alle Beteiligten.

Mache Pausen und zelte abseits von Wegen und anderen Besuchern. Dein ultraleichtes Setup macht das besonders einfach und unauffällig.

Lass die Geräusche der Natur vorherrschen. Vermeide laute Stimmen und Lärm. Die Stille ist oft das Wertvollste an einer Outdoorerfahrung und sollte für alle erhalten bleiben.

Wenn du dennoch beispielsweise Musik oder einen Podcast hören möchtest, tue dies mit Kopfhörern und in einer zumutbaren Lautstärke. Um auf schnellere Wanderer oder Radfahrer von hinten sicher reagieren zu können, solltest du ein Ohr immer frei lassen.


Wildcampen in Deutschland: Warum Leave No Trace entscheidend ist

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Quelle: Jadon Kelly auf Unsplash
Wildcampen ist in Deutschland fast überall verboten, da die Landesgesetze das Zelten außerhalb ausgewiesener Plätze untersagen. Biwakieren bewegt sich in einer Grauzone. Mal wird es als Notübernachtung toleriert, mal wie Campen behandelt.

Nationalparks und Naturschutzgebiete sind strikt tabu. Eine legale Alternative bieten ausgewiesene Trekkingplätze, etwa in der Eifel, im Schwarzwald oder bei mir in Schleswig-Holstein.

Der Grund für die strengen Regelungen liegt oft im problematischen Verhalten der Vergangenheit. Illegale Feuerstellen, Vermüllung, Beschädigungen an Schutzhütten oder gestörte Campsites haben zu diesem restriktiven Ansatz geführt.

Als verantwortungsbewusste Ultraleicht-Wanderer haben wir die Chance, das Bild zu verändern! Das kann uns nur gelingen, wenn wir uns konsequent an alle sieben Leave No Trace Prinzipien halten.

Das bedeutet: Keine Spuren hinterlassen, keine Schäden verursachen, kein Müll im Wald und respektvolles Verhalten gegenüber Natur und Mitmenschen. Nur so können wir langfristig eine Kultur etablieren, die vielleicht eines Tages zu mehr Toleranz beim Thema Wildcampen führt.

Tipp: Mehr Rechtssicherheit beim Wildcampen

Bevor du in einem Bundesland losziehst, prüfe unbedingt die offiziellen Informationen. Am besten schaust du hier nach: Landeswaldgesetz/Naturschutzgesetz (auf den Landesrechtsportalen), Umwelt- oder Naturschutzbehörden (Landesämter, Ministerien), Forstverwaltungen (z. B. Bayerische Staatsforsten, HessenForst), Nationalparks & Naturparks (eigene Regeln und Verordnungen) und offizielle Trekkingplatz-Portale wie Eifel, Schwarzwald oder Pfälzerwald. So kannst du sicherstellen, dass du wirklich im Rahmen der Gesetze unterwegs bist und vermeidest böse sowie teure Überraschungen.


Fazit

Ultraleicht-Trekking und Leave No Trace sind perfekte Partner. Minimalismus bedeutet automatisch weniger Aufprall auf die Natur, und die sieben Prinzipien geben uns den Rahmen für verantwortungsbewusstes Outdoor-Verhalten.

In Deutschland, wo Wildcampen oft verboten oder bestenfalls geduldet wird, ist es besonders wichtig, durch vorbildliches Verhalten Vertrauen wieder aufzubauen.

Jeder einzelne Trekker kann dazu beitragen, dass wir eines Tages freier und nachhaltiger in der Natur unterwegs sein können – ganz ohne Spuren zu hinterlassen, aber mit unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck.


Hast du Fragen zu Leave No Trace oder brauchst Tipps für dein nächstes ultraleichtes Abenteuer? Dann kontaktiere mich gerne über mein Kontaktformular – ich freue mich auf den Austausch mit dir!


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