Die Fehmarn-Umrundung (Teil 1)

Donnerstag, 07. August 2025
Serie Outdoor S1 • E12
Google Maps Puttgarden
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Lesedauer: 23 Minuten

Leo von Bergzeux hat mir in unserem Austausch u.a. den Tipp gegeben, einfach mal kurzentschlossen in ein Abenteuer zu starten. Danach handelte ich ja schon bei meiner spontanen Bungsberg-Runde.

Als nun das Wetter an einem durch Feiertag und Brückentag langen Wochenende wieder hervorragend vorhergesagt wurde, fragte ich mich Dienstagabend, wie ich das denn sinnvoll nutzen könnte.

Da die Familie meines Vaters von Deutschlands drittgrößter Insel kam, hatte ich die spontane Idee, in Erinnerung an meinem im Jahre 2023 verstorbenen Vater diese Insel zu umrunden.

Ich suchte nach möglichen Übernachtungsorten und steckte entsprechend in Komoot kurz die Etappen ab. Noch schnell die Vorräte aufgestockt und ich war bereit für ein weiteres spontanes Abenteuer.

Was passiert, wenn man sich bei bestem Wetter mit dem Rucksack aufmacht, um Fehmarn zu umrunden und dabei nicht nur idyllische Küsten, Festivaltrubel und Steilküsten entdeckt, sondern auch einen kritischen Moment meistert? In diesem Beitrag zu meinem neuesten Outdoor-Abenteuer erfährst du, wie ein Feiertag zur bleibenden Erinnerung wurde.


So ging es nun also am frühen Donnerstagmittag meines Feiertages nach einem ausgiebigen Frühstück und dem schnellen Packen meines Rucksacks mit dem Auto und bei absolutem Kaiserwetter auf die drittgrößte Insel Deutschlands, Fehmarn.

Auf dem Weg überholte ich unzählige VW Transporter, vom T1 aus den 50er Jahren bis hin zum ID Buzz, die alle das gleiche Ziel hatten wie ich, denn auf Fehmarn fand das VW Bully Midsummer Festival statt. Das Event schlecht hin für alle Besitzer eines solchen Fahrzeuges.

Auf der Insel angekommen stellte ich mein Fahrzeug auf dem Park & Ride-Platz am Bahnhof von Burg auf Fehmarn ab, schulterte meinen 9 Kilogramm schweren Rucksack und machte mich auf den Weg zur südlichen Küste von Fehmarn.


Burg auf Fehmarn

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Dabei führte mich der Weg zunächst von Norden her an den Stadtkern und damit die Zelle des touristischen Wahnsinnes heran.

Zäh fließender Verkehr, viele hupende Verkehrsteilnehmer und irgendwie zunehmend gestresst wirkende Urlauber säumten dabei meinen Weg in die Breite Straße und damit den Bereich, in dem die meisten Geschäfte und Restaurants auf Touristen-Fang gehen.

Die Breite Straße an sich ist, wenn man mal den dort herrschenden Touristen-Terror ausblendet, eine wirklich schöne Straße mit interessanten Geschäften sowie guten Restaurants und Cafés. Viel alte Bausubstanz gepaart mit Kopfsteinpflaster und Pappeln verleihen der Straße viel Charme.

Nachdem ich den Slalomlauf entlang der Breiten Straße hinter mir hatte und in Richtung Südstrand abbog, wurde es dann zunächst auch merklich ruhiger.

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Nach etwa 2 Kilometern kam ich dann am wieder etwas stärker belebten Hafen von Burgstaaken an, an dem es auch einige schön gelegene Restaurants und natürlich den herrlichen Blick auf allerlei Schiffe und Boote gab.

Das eigentliche Highlight für mich war dort aber das U-Boot-Museum, in dem man sich u.a. das 2003 außer Dienst gestellte und trockengelegte U11 der deutschen Bundesmarine anschauen kann.

Dabei handelt es sich um ein besonderes U-Boot der Bundesmarine, weil es zuletzt als Zieldarstellunsgboot diente und zur Vermeidung von größeren Schäden bei direktem Treffer durch einen Torpedo eine zweite Hülle bekommen hatte.

Endlich am Wasser angekommen, konnte nun auch die eigentliche Umrundung Fehmarns beginnen. Und so ging es immer endlang des Wassers, dem Burger See, auf einem gut ausgebauten Weg vorbei an der Kohlhofinsel nach Südstrand.


Der Südstrand

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Schon vor Erreichen Südstrands begegnete ich immer mehr Teilnehmern des VW Bully Midsummer Festivals, die alkoholisiert besser zu Fuße zwischen ihrem Campingplatz und dem eigentlichen Festivalgelände pendelten.

Direkt am Eingang von Südstrand durfte dann natürlich auch ein Foto am legendären Fehmarn Fotospott (siehe Titelbild) nicht fehlen.

Ab hier wurde es nun voll und lauter, denn das Festivalgelände und die Campingplätze einiger hundert Auserwählter lagen quasi auf den Parkplätzen und Freiflächen von Südstrand verteilt.

Das war schon beeindruckend. So viele Bullys unterschiedlichen Alters auf einem Haufen zu sehen, denn es stand quasi Bully an Bully und es wurde wirklich jeder Quadratzentimeter ausgenutzt. Krass!

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Ich lief getreu dem Motto immer der Küste entlang zunächst an der Nordseite Südstrands entlang eines kaum enden wollenden Yachthafens mit hunderten von Booten

Am nordwestlichen Ende Südstrands bestieg ich den Aussichtsturm Utkieker Fehmarn, von dem aus ich einen tollen Blick über den Burger See und Südstrand, aber auch über diesen riesigen Yachthafen hatte. Einziges Manko war der frische Wind, der mir die Tränen in die Augen trieb.

Weiter ging es immer der Küste entlang, nun aber auf die Südseite Südstrands und das zunächst vorbei an traumhaft gelegenen und wahrscheinlich sündhaft teuren Bungalows. Im Anschluss erreichte ich die Südstrandpromenade, wo ich nach nunmehr etwa neun Kilometern Strecke sehnsüchtig nach einer freien Bank Ausschau hielt, um mich auf dieser hinlegen, die Füße in die Höhe strecken und mich ausruhen zu können.

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Direkt vor der Abenteuerinsel, quasi dem Animationsstützpunkt von Südstrand, fand ich diese und machte eine ausgiebige Pause.

Dabei aß ich ein hartgekochtes Ei und legte mich dann mit ausgezogenen Schuhen und den Füßen auf der Rückenlehne hin und machte die Augen zu.

Während ein kleine Kind total begeistert von meinen Zehensocken war, weil es sowas noch nie gesehen hatte, bepöbelte mich eine Renterin, weil ich ja die ganze Bank besetzt.

Das konnte und wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Auf allen Bänken meines bisherigen Weges hatten sich andere Rentner im wahrsten Sinne des Wortes breit gemacht und teilweise sogar ihren Hund auf der Bank liegen lassen.

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Ich ließ diese grundsätzlich mit ihrem Leben nicht im Einklang befindliche Rentnerin also wissen, dass ich mir das von Ihresgleichen abgeschaut hätte und das ich ihr, wenn sie mich denn freundlich gefragt hätte, liebend gerne die ganze Bank freigemacht hätte.

Ich ließ sie auch wissen, dass ich meinen Ton jetzt an ihren angepasst hatte und damit nicht die Jugend von heute das Problem ist, denn wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück!

Bei der betroffenen Rentnerin kam das logischer Weise nicht gut an und sie motzte, überrascht darüber, dass sie Gegenwind bekommen hatte, beim Weggehen munter weiter vor sich hin.

Ein anderer Rentner, der das Ganze beim Vorbeilaufen mitbekommen hatte, klopfte mir aber aufmunternd auf die Schulter und sagte Gut so, man muss sich nicht jede Unverschämtheit bieten lassen. Auch von Älteren nicht.

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Ich packte alles zusammen, schulterte meinen Rucksack und machte mich in östlicher Richtung weiter immer am Meer entlang wieder auf den Weg.

Nachdem ich die Promenade und damit Südstrand hinter mir gelassen hatte, wurde dieser über eine länger Strecke zu einem mit WPC-Dielen gebauten Weg.

Sowas hatte ich noch nie als öffentlichen Weg gesehen. In der Dünenlandschaft aber sicherlich nicht nur gut für die zahlreichen Radfahrer und Fußgänger, sondern auch für die Dünen selbst.

Interessant zu beobachten war auch eine Gruppe Reiterinnen, die mit ihren Pferden oder Ponnys auch ins Meer gingen, um ihnen eine Chance zum Abkühlen zu geben.


Die südliche Steilküste

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Bei Staberdorf passierte ich noch einen der zahlreichen und großen Campingplätze der Insel und erreichte dann die südliche Steilküste, an der entlang mich nun ein Single Trail in Richtung Südostende Fehmarns führen sollte.

Zunächst war ich erstmal total überrascht, denn ich wusste gar nicht, dass Fehmarn überhaupt Steilküste hat. Und zu allem Überfluss war diese Steilküste zwar mit fünf bis sechs Metern zwar nicht sonderlich hoch aber trotzdem atemberaubend schön!

Während ich mich auf dem kaum belaufenen und damit extrem schmalen und eingewachsenen Single Trail vorankämpfte, ergaben sich immer wieder wunderschöne Ausblicke, die durch die im Südwesten langsam tiefer stehende Sonne und die dadurch entstehenden langen Schatten in ein noch besseres Licht gebracht wurde.

Nach etwa der Hälfte des etwa vier Kilometer langen Single Trails kam ich dann an eine Stelle, an der ich ungewollt mein Glück herausfordern sollte.

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Der Single Trail verlief eigentlich immer in zwei bis drei Metern Entfernung von der Abbruchkante entfernt und damit in sicherem Abstand von der Kante am Übergang zwischen Agrarfläche und wilder Natur entlang. Es gab aber immer mal wieder stellen, an denen der Weg in Omegaform einen Meter näher an die Abbruchkante kam.

So weit, so ungefährlich. An der X-ten Stelle dieser Art passierte mir dann aber etwas absolut Unerwartetes. Der Boden unter meinem rechten Fuß gab teilweise nach und ich begann nach rechts zu stürzen. In Bruchteilen von Sekunden versuchte mein Körper das Wegbrechen auszugleichen und den Sturz zu vermeiden.

Das gelang mir auch. Primär, weil ich glücklicherweise beide Stöcke auf festem Untergrund vor meinem rechten Fuß auf dem Boden hatte und mich damit vom Sturz bewahren konnte.

Sturz ist dann aber nur die halbe Wahrheit und das halbe Wort, denn es wäre ein Absturz geworden! Aufgrund des dichten Bewuchses konnte ich nicht sehen, dass an dieser Omega-Stelle die Abbruchkante der Steilküste quasi nur Zentimeter vom Single Trail entfernt war.

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Und obwohl ich mich dank der Stöcke abfangen konnte, war es für mein rechtes Knie schon zu spät. Ich kann nicht sagen, ob sich mein Knie verdreht hat oder seitlich weggeknickt ist. Fakt ist aber, dass ich in der Situation plötzlich einen sehr stark stechenden Schmerz im vorderen rechten und damit äußeren Bereich meines Knies hatte.

Nachdem ich den Schock über den Beinahe-Absturz verwunden hatte und ich ein paar Mal durchgeatmet hatte, versuchte ich weiterzulaufen. Das ging anfangs unter leichten Schmerzen genau in dem Bereich, in dem ich ursprünglich den stechenden Schmerz hatte. Nach und nach lief ich mich aber ein und der Schmerz verschwand.

So schleppte ich mich auf dem Single Trail ganz vorsichtig gehend und jeden Schritt mit Bedacht machend bis zur Südostspitze Fehmarns, wo der Leuchtturm Staberhuk leider nicht öffentlich zugänglich war und mir auch keine Möglichkeit zur Pause bot.


Die südöstliche Steilküste

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Vom Leuchtturm Staberhuk ging es nun auf einem Gott sei Dank recht breiten Weg weiter die östliche Steilküste entlang gen Norden.

Den grundsätzlichen Schmerz im rechten Knie hatte ich zwischenzeitlich weggelaufen und war positiver Dinge, bis ich den Oberkörper leicht beim Fußaufsetzen verdreht hatte und ich plötzlich wieder einen stechenden Schmerz verspürte.

Der ließ zwar genauso schnell wieder nach, wie er kam. Dennoch begann mein Kopf natürlich darüber nachzudenken, was da jetzt in meinem bisher absolut heilen rechten Knie kaputt gegangen sein könnte.

Aufgrund der Position der Schmerzen vermutete ich entweder einen Außenmeniskusschaden oder im Worst Case sogar einen Kreuzbandriss. Mir gang so dann einiges durch den Kopf. Ich versuchte aber, weiter meine Schritte bewusst zu machen, Oberkörperverdrehungen zu vermeiden und erstmal bis ans Tagesziel zu kommen, um dann zu schauen, wie sich die Symptome entwickeln.

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Der eigentliche Weg wurde jetzt noch schöner, als zuvor an der Südküste. Die Steilküste war nochmal deutlich höher und ich hatte nun quasi immer Agrarfläche auf der Linken, den recht breiten Weg in der Mitte und und das Meer auf der Rechten. Und das alles mit der schon recht tief stehenden Sonne von links kommend. Traumhaft!

An der Marineküstenstation Staberhuk erreichte ich endlich die erste Bank seit Südstrand und machte nach insgesamt 17 Kilometern erst meine zweite Pause, bei der ich abermals ein hart gekochtes Ei aß, die Schuhe auszog, mich hinlegte und die Füße dabei hochlegte.

Nachdem ich ungefähr 20 Minuten gelegen hatte, raffte ich mich wieder auf. Nicht aber ohne mein lädiertes rechtes Knie abzutasten. Zu meinem Erstaunen hatte ich keinerlei Tastschmerz oder Schwellung! Seltsam...

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Ich packte alles wieder ein, zog die Schuhe wieder an, schulterte den Rucksack und machte mich auf den letzten, etwa fünf Kilometer langen Abschnitt meiner Tagesroute.

Dabei musste ich zunächst die Marineküstenstation Staberhuk umrunden, um dann wieder auf den eigentlichen Weg zu kommen. Dabei veränderte sich die Natur zunächst wenig. Kurz vor dem Ziel wurde es dann aber deutlich hügeliger und ich passierte sogar die höchste Erhebung Fehmarns, den unglaubliche 27,9 Meter hohen Hinrichsberg.

Letztlich kam ich nach einer reinen Laufzeit von etwa fünf Stunden und 22 Kilometern Strecke an mein Ziel für den Tag, den Campingplatz Katharinenhof. Dort checkte ich für die Nacht ein und bekam noch ein paar Hinweise.

Tipp
Die Tourdetails bei Komoot

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Die Nacht auf dem Campingplatz

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Der recht große Campingplatz Katharinenhof liegt direkt an der Ostseeküste. Die Zeltwiese, auf der ich mir noch ein Plätzchen suchen durfte, war schon gut besucht von einigen Urlaubern und zwei Motorradreisenden.

Der Platz war Richtung Ostsee durch einen hohen Buchenwald vor Wind vom Meer geschützt. Aber genau diese Bäume boten Vögeln ein Zuhause, die ich hasse, wie die Pest. Krähen! Die sind ja bekanntlich sehr laut. Damit aber ja noch nicht genug, denn sie scheißen ja auch alles rund um ihre Schlafplätze voll!

Ich suchte mir also eine Stelle, an der ich hoffte, nicht so viel Vogelkot abzubekommen und baute gewohnt routiniert mein Zelt auf. Ich blies die Isomatte auf und baute mein Schlafsystem auf. Ich legte mir auch schon mal mein Zeug für nachts zurecht und ging ins Sanitärhaus zum Duschen.

Herrlich nach so einem langen, schweißtreibenden Tag im Staub und in der Sonne, wenn man einfach nur unter lauwarmen Wasser stehen kann und man förmlich spürt, wie nicht nur der Dreck langsam am Körper runterläuft, sondern auch die Lebensgeister wieder zurückkommen.

Ein Genuss, den ich durchaus sehr in die Länge zog. Aber das war voll ok, denn als ich eincheckte und die nette Dame fragte, ob in dem Preis auch Duschen enthalten wäre oder ob ich noch Duschmarken erstehen müsse, antwortete mir diese wortwörtlich und mit einem Lächeln im Gesicht: Sie können einfach in eine der Duschkabinen gehen und die Dusche laufen lassen. Morgen Früh um 10:00 Uhr sollten Sie aber fertig und abgetrocknet sein, weil Sie dann den Platz wieder verlassen haben sollten.

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Nach diesem gut 45-minütigem Wellnessaufenthalt schnappte ich mir dann mein Spirituskochsystem mit meiner Abendmahlzeit und einer Flasche Wasser. Damit machte mich auf den Weg zum Strand, wo ich mir ein schönes Plätzchen für meinen X-Boil und mich suchte.

Nachdem das benötigte Wasser gewohnt leise und zügig aufgekocht war und das Essen entsprechend fünf Minuten gezogen hatte, ließ ich mir meine selbstgemischte Trekkingmahlzeit unter den neidischen Blicken einiger Strandspaziergänger in einer traumhaften Kulisse mit einem tollen Ausblick bei Sonnenuntergang schmecken.

Gut gestärkt ging es dann ins Zelt, wo ich zunächst noch einen Podcast hörte und dann schnell einschlief.

Nach einer wirklich exzellenten, mollig warmen Nacht, wachte ich gegen 7:30 Uhr auf, weil mein unmittelbarer Zeltnachbar seine Sachen packte und dann unter lautem Geknatter mit seiner Reise-Enduro verschwand.

Als meine Augen dann langsam richtig auf waren, durfte ich dann feststellen, dass mein Zelt von zahlreichen, etwa Radiergummi-großen Flecken übersät war. Mein erster Gedanke richtete sich natürlich in Richtung der Krähen. Damit lag ich aber voll daneben.

Denn am Abend zuvor hatte ich wohl übersehen, dass es im Gebiet der Zeltwiese auch sehr viele Tauben gab und das flügge Kücken eines Taubenpaares hatte es sich für die Nacht wohl in der Buchenhecke, direkt an meinem Zelt gemütlich gemacht.

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Die fürsorglichen Eltern versorgten dieses natürlich morgens schon mit Futter und um besser fliegen zu können, koteten sie natürlich kurz nachdem sie sich aus der Hecke erhoben hatten. Schade nur, dass ich genau da mein Zelt aufgestellt hatte...

Naja, ich machte mir mit meinem X-Boil erstmal einen Kaffee und verscheuchte die schei** Tauben wann immer nötig, damit mein Zelt nicht noch mehr abbekommt.

Nach der üblichen Morgenroutine, also alles zusammenpacken und außerhalb des Zeltes sammeln, frühstücken und der Morgentoilette hieß es dann an diesem Tag zur Abwechslung noch Zeltreinigung vor dem Packen des Rucksacks.

So ging es dann später als eigentlich geplant auf die Route meines zweiten Tages der Fehmarn-Umrundung.


Der Weg nach Marienleuchten

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Zu meinem großen Erstaunen war mein Knie immer noch nicht angeschwollen, nicht mal ein bisschen. Dennoch merkte ich bei bestimmten Bewegungen, bei denen ich den Rumpf leicht drehte, einen stechenden Scherz genau an der Stelle, an der ich auch beim Unfall selbst den stechenden Schmerz hatte.

Und so überlegte ich auf meinen ersten Kilometern entlang der Steilküste im Osten Fehmarns, ob ich meine Route des heutigen Tages verkürzen oder durchziehen sollte. Ich entschied mich letztlich gegen Risiko und für eine Verkürzung. Aber warum?

Nun, ich hab in meinem Leben öfter Dinge früher wieder belastet oder gemacht, als es gut war. Das stellte sich leider immer erst ein paar Jahre später heraus. Da mir mein neuerdings lieb gewonnenes Hobby des Weitwanderns wirklich wichtig ist, wollte ich nicht durch falsch verstandenen Stolz mein bisher absolut heiles Knie noch mehr schädigen, als es nun schon passiert war.

Hinzu kam aber auch der Punkt, dass ich eigentlich bis zum Coampingplatz am Deich meine Umrundung Fehmarns fortsetzen wollte, um dann von dort über Wenkendorf nach Gammendorf zu laufen und den einen Bus, der dort nachmittags abfährt, zu nutzen, um nach Burg zurück zu kommen.

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Das wären insgesamt 12 weitere Kilometer gewesen, die ich von meiner Kondition her sicher geschafft hätte. Mir machte aber Sorgen, was denn wäre wenn sich plötzlich doch stärkere Beschwerden ergeben würden und ich dadurch entweder gar nicht mehr weiterlaufen könnte oder aber so langsam würde, dass ich den einzigen Bus zurück nach Burg nicht kriegen würde.

So entschloss ich mich schweren Herzens die Tour zu verkürzen und in Puttgarden am Bahnhof in den Schienenersatzverkehr nach Burg zu steigen.

Nachdem die Strecke in Richtung Marienleuchte zunächst wunderschön auf einem breiten Schotterweg verlief, kam ich nach etwa vier Kilometern an das vorläufige Ende der Steilküste und der sich anschließende, asphaltierte und etwa zwei Kilometer lange Weg verlief nun am Fuße eines Deiches mit einer seitlichen Neigung von 10 - 20°.

Sehr unangenehm zu laufen und absolut der ätzendste Streckenabschnitt meiner zwei Tage um Fehmarn. Und auch wenn dieser Streckenabschnitt ätzend zu laufen war, so zeigte sich der alte Trekking-Spruch The trail provides wieder mal als sehr richtig, denn ich teile gut einen Kilometer der Strecke im Gespräch mit einem tschechischen Fernwanderer.

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Der war nämlich von meinem Rucksack absolut begeistert und stellte mir einige Fragen dazu. So lenkte mich das Gespräch für gut die Hälfte des Weges von meinen Gedanken über diesen bescheidenen Wegabschnitt ab.

In Marienleuchte angekommen, endete der Deich und der Weg verlief als Single Trail weiter entlang der nun wieder existierenden Steilküste.

Dabei gab es immer wieder wunderschöne Aussichten, mit blühenden Rosen im Vordergrund und dem türkisblauen Wasser im Hintergrund, wo man im 20 Minutentakt auch die Fähren nach Rødbyhavn sehen konnte.

In Mairenleuchte waren das alte Leuchtturmhaus und das neue Leuchtfeuer neben den vielen schönen Häusern mit ihren tollen Gärten wohl der größte Blickfang.


Die Fehmarn-Belt-Tunnel-Baustelle

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Am nördlichen Ende Marienleuchtes war dann auch der offizielle Aussichtspunkt auf die Großbaustelle des Fehmarnbelttunnels.

Man sah zwar nur sehr viel aufgehäuften Sand aber genau diese Unmenge an Sand, die hier schon bewegt wurde, gab schon einen imposanten Eindruck über die Baumaßnahmen.

Auf dem weiteren Weg nach Puttgarden musste ich auch die Großbaustelle queren und konnte dabei die zahlreichen Brücken und neu entstehenden Verkehrswege für Auto und Bahn sehen.

Schon ganz schön gigantisch alles. Der Begriff Großbaustelle erscheint hier fast untertrieben.

Im Anschluss an die Baustelle ging es fast direkt nach Puttgarden hinein, das ich etwa zur Hälfte durchlief, um dann den Schildern zum Bahnhof zu folgen.

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Dort kam ich dann nach nur 11 Kilometern Tagesstrecke an und der Bus des Schienenersatzwerkehrs stand auch schon bereit, so dass ich direkt einsteigen konnte.

Einzige weitere Fahrgäste waren ein Paar aus München, die von einer einwöchigen Shelter-Tour auf Lolland zurückkamen.

Während der kurzen Fahrt entstand aber trotzdem ein kurzes Gespräch über genutzte Ausrüstung und gemachte Erfahrungen.

Für mich endete das Abenteuer dann am Bahnhof von Burg.

Ich stieg in mein Auto und fuhr erstmal zum nächsten Discounter, um mir dort als Belohnung eine eiskalte Cola zu gönnen. Im Anschluss fuhr ich dann in aller Ruhe nach Hause, wobei ich meine Tour nochmal Revue passiveren ließ und trotz der ärgerlichen Verletzung einen sehr positiven Eindruck hatte.

Tipp
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Die Packliste

Für dich ist sicherlich meine Packliste und damit eine Liste der von mir mitgenommenen und größtenteils genutzten Ausrüstung ganz interessant. Daher hab ich weder Kosten noch Mühen gescheut und dir bei einem für Packlisten spezialisierten Internetservice meine Packliste hinterlegt.

Link
Packliste für meine Fehmarn-Umrundung (Base Weight: 6,3kg)


Fazit

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So endete mein spontanes Abenteuer leider etwas früher, als ich mir das eigentlich überlegt hatte. Ich denke aber, dass es vernünftig war, die Tour am zweiten Tag wegen der Knieverletzung zu verkürzen und erstmal zu schauen, was denn da bei dem beinahe Absturz in meinem rechten Knie kaputt gegangen ist.

Und auch wenn der Grund der Verkürzung kein schöner war, so war die Tour bis zum Bahnhof von Puttgarden eine wirklich schöne, die ich jedem nur empfehlen kann.

Neben einer neuen Erfahrung mit meinem Körper konnte ich auch wertvolle Erfahrungen mit meiner Ausrüstung und im Trekking allgemein sammeln.

So erwies sich meine Ausrüstung abermals als hervorragend für meine Zwecke ausgewählt. Was mir in Erinnerung bleiben wird, ist mein Abendessen am Strand vom Campingplatz Katharinenhof und dieses durchstreifen des sehr schmalen Single Trails an der südöstlichen Steilküste Fehmarns.

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Gelernt habe ich auch in Bezug auf die Wahl eines guten Campingspotts. Ab sofort werde ich mir immer ein paar Minuten Zeit geben und auch die Natur, sprich Vögel, beobachten und so hoffentlich zukünftig vermeiden, dass mein Zelt wieder von Vogelkot übersäht wird.

Auch habe ich in der Zwischenzeit gewisse Erfahrungen gesammelt, die mich beim Packen des Rucksacks etwas mutiger sein lassen und so das Gewicht meines Rucksacks von initial mal 14 Kilogramm mittlerweile auf etwa 9 Kilogramm gesunken ist.

Sobald ich weiß, was nun in meinem rechten Knie kaputt gegangen ist und welche Auswirkungen das auf mein Wandern hat, werde ich auch wissen, wann ich den zweiten Teil meiner Fehmarnumrundung werde angehen können und ob ich mein großes Jahresziel, nämlich das erfolgreiche Durchwandern des Gendarmstien, in 2025 noch werde erreichen können.


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