Die Bungsberg-Runde und ihr abruptes Ende

Donnerstag, 24. Juli 2025
Serie Outdoor S1 • E11
Google Maps Schönwalde a. B.
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Lesedauer: 9 Minuten

Manchmal braucht es nur einen kleinen Anstoß, um große Erlebnisse zu schaffen. Nach einem solchen Anstoß beschloß ich spontan auf eine Übernachtungstour rund um den Bungsberg zu gehen.

Ohne lange Planung, dafür mit Neugier, leichtem Gepäck und der Bereitschaft, auch mal flexibel zu bleiben. Ein Erfahrungsbericht über Freiheit, Natur und den Mut, eine Tour auch mal abzubrechen.

In diesem Beitrag berichte ich über mein spontanes Mikroabenteuer rund um den höchsten Punkt Schleswig-Holsteins. Was unterwegs geschah und warum die Tour ein abruptes Ende erfuhr, erfährst du in diesem Beitrag.


In meinem Austausch mit Leo von Bergzeux gab er mir den Tipp, auch kurzfristig einfach mal auf eine Übernachtungstour zu gehen und nicht immer alles minuziös vorauszuplanen. Und so beschloss ich an einem Freitagnachmittag, dass ich am nächsten Tag einfach mal eine Übernachtungstour rund um den mit 167,4 Metern Höhe höchsten Berg Schleswig-Holsteins machen würde.

Ich bestimmte die Route für den Samstag und den Sonntag, kaufte noch etwas Proviant ein und packte meine Ausrüstung. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann am Samstagvormittag nach Schönwalde am Bungsberg, wo ich mein Fahrzeug auf einem Supermarktparkplatz abstellte.


Der Weg zum Bungsberg

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Mit meinem nur 9 Kilogramm schweren Rucksack machte ich mich also zunächst auf den Weg in Richtung des hier auf dem gleichen Weg verlaufenden Fernwanderwegs E1 und E6 und verließ Schönwalde am Bungsberg Richtung Norden.

Der Weg führte zunächst auf wirklich wunderschönen Wegen, teils Single Trails, durch Getreidefelder durch die hügelige Landschaft der holsteinischen Schweiz.

Ich lief dabei teils auch durch den Naturerlebnisraum Beckmissen. Dabei handelt es sich um renaturierte Flächen mit kleinen Seen oder Tümpeln, umgeben von naturbelassenen Wiesen, auf denen verschiedene Herden von Highland-Rindern inklusive ihres Nachwuchses lebten.

Richtung Bungsberg ging es dann zunächst auf breiten Forstwegen weiter durch ein größeres Waldgebiet, an dessen Wegesverlauf es sogar eine kleine, nicht aber zum Übernachten geeignete Schutzhütte gab.

Dabei ging es zwar immer bergauf und auch wieder bergauf. Dennoch ging es stetig höher hinauf, um die 176,4 Meter des Burgberges zu erreichen.

Die letzten Kilometer verlief der Weg auf einem sehr schmalen, kaum belaufenen und damit fast zugewachsenen Single Trail. Abenteuerlich.


Der Bungsberg

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Am Bungsberg angekommen erblickt ich zunächst die Häuser des Bungsberg-Erlebnisses und als ich richtig aus dem Wald kam, waren auch der riesig wirkende Funkturm neben dem fast schon klein wirkenden Aussichtsturm kaum noch zu übersehen.

Der eigentliche Bungsberg war dann mit seiner tollen Aussicht noch mal etwa 200 Meter entfernt.

Da am gleichen Wochenende irgendein Bike-Langstrecken-Rennen in der Holsteinische Schweiz stattfand und der Weg der Rennstrecke über den Bungsberg führte, traf ich hier auf viele völlig erschöpfte Fahrradfahrer.

Die Armen mussten nämlich, komplett der Sonne ausgesetzt, auf der windabgewandten Seite des Bungsberges selbigen erklimmen und das auf einem sehr sehr steilen Trampfelpfad.

Vom Bungsberg aus hatte man gern Norden eine wunderbare und weitereichende Aussicht über die hügelige Landschaft der Holsteinischen Schweiz.

Auch konnte man den in fast schon unmittelbarer Nähe liegenden Trekkingplatz des Wilden Schleswig-Holsteins sehr gut sehen.

Ich hatte mich aber wegen der Kürze der bis zum Bungsberg gelaufenen Strecke gegen eine Nacht dort und für eine Nacht auf einem weiteren, in der Region liegenden Wild-Campingplatz entschieden.


Der Weg nach Kasseedorf

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Und so machte ich mich auf leicht veränderter Strecke zurück auf den Weg nach Schönwalde am Bungsberg, wo ich eine längere Rast einlegte, die Schuhe auszog und die Füße für gut 20 Minuten hochlegte.

Von Schönwalde am Bungsberg ging es dann zu meinem abendlichen Ziel in Kasseedorf. Der Weg dorthin verlief ebenfalls an den Fernwanderwegen E1 und E6 entlang und das durch nochmal schönere Natur.

Es ging vorbei an Getreidefeldern, durch wilde Wälder, über zahlreiche, umgestürzte Bäume und durch das Naturschutzgebiet der Kasseedorfer Teich.

Dort gab es auch eine wirkliche Schutzhütte, in der man zur Not auch mit zwei Personen hätte übernachten können.

Dort lag ein Gästebuch aus, das ich neugierig las und dabei feststellen konnte, dass schon einige Wanderer des Nord-Süd-Trails dort zumindest Pause gemacht hatten. Prominentester NSTler laut Gästebuch der Erfinder dieser Langstreckenweges, der Soulboy.


Der Wild-Campingplatz

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Nach etwas mehr als 16 Kilometern und 100 Höhenmetern kam ich letztlich am Trekkingsplatz des Wilden Schleswig-Holsteins bei Kasseedorf an.

Die beiden Eigentümer erwarteten mich schon auf ihrer Terrasse sitzend, weil ich mich kurzfristig per Email im Vorweg angemeldet hatte.

Jürgen führte mich auf seinen Trekkingplatz, zeigte mir dabei auch gleich die Wasserstelle mit Trinkwasser und gab mir eine ausführliche, sympathische Einführung in meine zahlreichen Möglichkeiten vor Ort.

Auch das frisch von seiner Frau und ihm sanierte Backhaus stellte er mir vor, gab mir eine Raumführung und bot mir an, wegen der zu befürchtenden Gewitter auch dort übernachten zu können.

Ein wirklich schöner und recht großer Platz, umgeben von einigen Tannen und Obstbäumen.

Auch eine Feuerstelle gab es und Jürgen meinte sogar, er hätte genügend Feuerholz da, so dass ich mir später auch gerne ein Lagerfeuer machen könnte.


Der Tour-Abbruch

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Nachdem der Jürgen mich wieder verlassen hatte, baute ich erstmal meinen X-Boil auf, um mir für mein Abendessen Wasser aufzukochen.

Während mein Abendessen zog, schaute ich noch mal auf das Regenradar und was da auf Norddeutschland zukam gefiel mir gar nicht.

Eine sehr breite, intensive Gewitterfront war da am Aufziehen und der Wetterdienst hatte ja im Vorwege nicht nur vor Gewittern im Allgemeinen, sondern auch vor großem Hagel in den Gewittern gewarnt.

So ließ ich mir mein selbstgemischtes Abendessen schmecken und überlegte dabei, ob ich durchziehen oder abbrechen würde.

Nun ja, ich entschied mich für einen Abbruch. Auch wenn ich die luxuriöse Möglichkeit gehabt hätte, im Fall der Fälle im Backhaus Unterschlupf zu finden und dort dann weiterzuschlafen, so hatte ich die Tour ja eigentlich gestartet, um draußen zu schlafen.

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Das war mir aber angesichts der nahenden Gewitterfront und des zu befürchtenden Hagels viel zu gefährlich. Ich hätte aufgrund meiner Befürchtungen sehr unruhig geschlafen.

Das alles in Kombination wollte ich nicht und so machte ich mich nach dem Abendessen in aller Ruhe auf den Rückweg zu meinem Auto.

Dabei ging es die gleiche Strecke wieder nach Schönwalde am Bungsberg zurück.

Einziges Highlight des Rückweges war die Begegnung mit einem Jäger, der offensichtlich frisch Wild erlegt hatte, denn Blut tropfte in schöner Regelmäßigkeit von der Pritsche seines geländegängigen Fahrzeuges und hinterlies so ein Spur, wie für eine Schnitzeljagd gemacht.

Nach etwas mehr als 23 Kilometern erreichte ich in einem guten Zustand und gerade noch trocken mein Auto und fuhr dann in aller Ruhe und vor allem mit Vorsicht auf fast leeren Straßen durch die Gewitterfront mit ihrem Starkregen wieder gen Heimat.


Die Packliste

Für dich ist sicherlich meine Packliste und damit eine Liste der von mir mitgenommenen und größtenteils genutzten Ausrüstung ganz interessant. Daher hab ich weder Kosten noch Mühen gescheut und dir bei einem für Packlisten spezialisierten Internetservice meine Packliste hinterlegt.

Link
Packliste für meine Bungsberg-Runde (Base Weight: 5,6kg)


Fazit

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Unterm Strich war meine Bungsberg-Runde eine wirklich schöne Wanderung, die ich trotz der unterm Strich 23 Kilometer Länge mit für mich ungewohnten 200 Höhenmetern ziemlich gut meisterte.

Am Auto angekommen hatte ich das Gefühl, nach einer kurzen Pause noch mal fünf Kilometer ranhängen zu können.

Grund für diesen guten Zustand waren sicherlich meine ausgiebigen Pausen, in denen ich die Schuhe auszog und die Füße wirklich hoch legte.

Aber auch die Tatsache, meine Trekkingstöcke erstmals wirklich intensiv genutzt zu haben, hatte seinen positiven Einfluss auf mein körperliches Befinden am Ende der Tour.

Einzig die Tatsache, nicht wie geplant auf dem Wildcampingplatz übernachtet zu haben, könnte als kleiner Misserfolg dieser Tour angesehen werden.

Ich sehe den Abbruch aber positiv und als Möglichkeit zum Lernen, denn offensichtlich war ich mental auf starken Regen oder gar Gewitter mit Hagel nicht ausreichend eingestellt.

Das kann ich nun aber aktiv angehen und wahrscheinlich hab ich dann beim nächsten Mal mehr Zuversicht in mich und meine Ausrüstung, um in einer solchen Situation nicht mit Flucht zu reagieren.

Tipp
Die Tourdetails bei Komoot

Dich interessieren Details zu meiner Tour, so wie der genaue Streckenverlauf, das Tourprofil, die Webtypen und -beschaffenheit? Dann schau dir die Planungsvariante meiner Tour in meinem Komoot-Profil an.


Hast du evtl. Tipps für mich, wie ich mich (mental) auf solch eine Wettersituation vorbereiten kann, um dann mit Zuversicht die Situation außerhalb meiner Komfortzone zu bewältigen? Dann würde ich mich über eine Nachricht von dir sehr freuen.


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