Was eine Führungskraft vom Ochsenfrosch lernen kann

Donnerstag, 16. Oktober 2025
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Quelle: de.wikipedia.org

Lesedauer: 12 Minuten

Führung war noch nie so komplex wie heute. Zwischen Homeoffice, hybriden Teams und einer Arbeitswelt, die sich rasant wandelt, stehen viele Führungskräfte vor der Herausforderung, ihre Teams zu motivieren und zu lenken – ohne physisch präsent zu sein. Gleichzeitig erlebe ich immer häufiger Führungskräfte, die ihre Position mehr für Status und Macht nutzen, als echte Führungsarbeit zu leisten.

Dabei war gute Führung noch nie wichtiger. Menschen brauchen Orientierung, Vertrauen und Klarheit – gerade in unsicheren Zeiten. Sie wollen von jemandem geführt werden, der Charakter zeigt und authentisch handelt.

In diesem Beitrag stelle ich dir die 10 Bullfrog-Prinzipien von Admiral William H. McRaven vor – einfache, aber wirkungsvolle Grundsätze, die Führung wieder auf das Wesentliche zurückführen. Prinzipien, die ich aus meiner eigenen Führungserfahrung nur bestätigen kann und die in jeder Branche funktionieren.

Du erfährst, warum der dienstälteste Navy SEAL – der sogenannte Bullfrog – so wertvolle Führungsweisheiten hat und wie du diese Prinzipien in deinem Führungsalltag konkret anwenden kannst. Führung muss nicht kompliziert sein – sie muss nur echt sein.


Kurze inhaltliche Übersicht



Was ist ein Bullfrog und warum seine Weisheit zählt

Der Bullfrog ist der dienstälteste Navy SEAL – ein Titel, der durch jahrzehntelange Erfahrung in extremsten Situationen verdient wird. Admiral William H. McRaven war genau das: der Ochsenfrosch unter den Elite-Soldaten.

Was macht seine Führungsweisheit so wertvoll? Er musste in Situationen führen, in denen Fehler tödlich waren. Wo andere Führungstheorien versagen, haben sich seine Prinzipien bewährt. Und das Beste: Sie funktionieren nicht nur im Militär, sondern in jedem Unternehmenskontext.

Zitat von Admiral William H. McRaven

Leadership is not about being the loudest voice in the room. It's about having the wisdom to know when to speak and the courage to do what's right.

Ich kann aus meiner eigenen Führungserfahrung nur bestätigen: Diese Prinzipien sind nicht nur theoretisch richtig – sie funktionieren in der Praxis. Besonders in einer Zeit, in der viele Führungskräfte den Kontakt zu ihren Teams verlieren.


10 Prinzipien für echte Führung

Diese zehn Bullfrog-Prinzipien haben sich in extremsten Situationen bewährt und sind direkt auf den Unternehmensalltag übertragbar. Sie sind einfach zu verstehen, aber herausfordernd in der Umsetzung. Jedes einzelne Prinzip kann deine Führungsqualität nachhaltig verbessern.


Integrität ist nicht verhandelbar

Integrität ist das Fundament jeder Führung. Ohne sie ist alles andere wertlos. In meiner Karriere habe ich erlebt, wie Führungskräfte ihr Team verloren haben, weil sie gelogen, getäuscht oder die Verantwortung abgeschoben haben.

Integrität bedeutet, dass deine Entscheidungen, Aussagen und Handlungen auf einem stabilen Wertefundament basieren. Es bedeutet auch, dass du zu deinen Fehlern stehst und aus ihnen lernst.

Tipp: Der Integritäts-Check

Frage dich vor jeder wichtigen Entscheidung: Würde ich diese Entscheidung auch treffen, wenn sie morgen in der Zeitung steht? Wenn die Antwort nein ist, überdenke deine Entscheidung.

Ein Projekt läuft schief, der Kunde ist verärgert. Statt Ausflüchte zu suchen, übernimmst du die Verantwortung, gibst die Schwächen offen zu und zeigst den Plan zur Verbesserung. Dein Team und der Kunde erkennen: Hier führt jemand, auch wenn es ungemütlich wird.


Vertrauen entsteht durch Kompetenz und Verlässlichkeit

Titel beeindrucken – verlässliches, kompetentes Handeln überzeugt. Gerade im Homeoffice, wo die persönliche Präsenz fehlt, wird Vertrauen noch wichtiger. Menschen folgen Führungskräften, die wissen, wovon sie sprechen und ihre Versprechen halten.

Vertrauen wächst durch kleine, konsequente Handlungen. Wenn du sagst, dass du um 14 Uhr zurückrufst, dann rufst du um 14 Uhr zurück. Wenn du versprichst, ein Problem zu lösen, dann löst du es.

Information: Vertrauen im digitalen Zeitalter

Im Homeoffice ist Vertrauen noch kritischer. Ohne Sichtkontakt müssen sich Teams darauf verlassen können, dass Zusagen eingehalten werden. Kleine Unzuverlässigkeiten werden schnell zu großen Problemen.

Ein Teammitglied zweifelt die technische Umsetzbarkeit eines Projekts an. Du nimmst die Bedenken ernst, analysierst gemeinsam mit dem Team mögliche Lösungen und unterstützt aktiv bei der Entscheidungsfindung. Deine Präsenz und Sachkompetenz stärken das Vertrauen.


Kommunikation ist Klarheit, nicht Komplexität

Führung bedeutet, Erwartungen, Ziele und Überzeugungen verständlich und wiederholbar zu vermitteln. Wenn Menschen nicht verstehen, was du meinst oder willst, können sie dich nicht unterstützen.

Besonders in hybriden Teams ist klare Kommunikation entscheidend. Missverständnisse entstehen schneller, wenn nicht alle im gleichen Raum sitzen. Deine Aufgabe als Führungskraft ist es, Komplexität zu reduzieren, nicht zu erhöhen.

Eine strategische Neuausrichtung steht an. Du formulierst das Ziel in einem prägnanten Statement, wiederholst es regelmäßig und gibst dem Team Raum für Fragen. Alle wissen, worauf es ankommt – auch wenn du nicht dabei bist.


Komplexes vereinfachen – nicht verkomplizieren

In unserer informationsüberladenen Welt drohen Details und Nebenschauplätze das Wesentliche zu verdecken. Die Fähigkeit, Klarheit zu schaffen, ist ein echter Führungsvorteil.

Ich erlebe immer wieder Führungskräfte, die glauben, kompliziert zu sprechen macht sie wichtiger. Das Gegenteil ist der Fall. Wer die Essenz erkennt und vermittelt, schafft Orientierung und Energie.

Tipp: Die 3-Ziele-Regel

Definiere maximal drei Hauptziele pro Quartal. Alles andere ist Ablenkung. Richte alle Aufgaben und Entscheidungen an diesen drei Zielen aus.

Ein Projektteam verliert sich in Details und Nebenschauplätzen. Du bringst alle Beteiligten zusammen, definierst drei konkrete Hauptziele und richtest alle Aufgaben daran aus. Die Energie im Team steigt, weil endlich wieder Orientierung herrscht.


Resilienz ist tägliche Disziplin

Führung verlangt Ausdauer. Resilienz ist kein Zufall, sondern entsteht durch bewusste Selbstführung. Das beinhaltet mentale Stärke, körperliche Pflege und emotionale Klarheit.

Besonders im Homeoffice verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Führungskräfte, die keine klaren Routinen haben, brennen schneller aus und können ihr Team nicht mehr stabilisierend führen.

Hinweis: Resilienz ist ansteckend

Teams orientieren sich an der Belastbarkeit ihrer Führungskraft. Wer selbst unter Stress zusammenbricht, kann keine Stabilität vermitteln. Selbstfürsorge ist Teil der Führungsverantwortung.

Das Team steckt mitten in einem stressigen Produktlaunch. Du führst kurze, tägliche Check-ins ein, schaffst bewusste Pausen im Kalender und gehst mit gutem Beispiel voran. Dein Team spürt: Belastung ist erlaubt – Selbstaufgabe nicht.


Geh mutig auf Probleme zu

Schwierige Gespräche, Konflikte und Unsicherheiten sind Teil des Führungsalltags. Viele Führungskräfte vermeiden sie und verlieren dabei ihre Autorität. Probleme lösen sich nicht von selbst – sie werden größer.

Ich beobachte, dass besonders im Homeoffice Konflikte gerne verdrängt werden. "Wird schon wieder werden" ist keine Führungsstrategie. Mutige Führung heißt, Probleme aktiv anzugehen.

Zwei Mitarbeitende haben Spannungen, die das Teamklima belasten. Du wartest nicht, bis sich das Problem von selbst löst, sondern initiierst ein moderiertes Gespräch. Du benennst die Situation klar und schaffst eine konstruktive Lösung.


Risiko braucht Mut und Vorbereitung

Innovation, Veränderung und Fortschritt sind immer mit Risiko verbunden. Mutige Führung erkennt Chancen – aber nur in Kombination mit gründlicher Vorbereitung.

"Augen zu und durch" ist kein Plan. Echter Mut zeigt sich darin, kalkulierte Risiken einzugehen und gleichzeitig einen Plan B zu haben.

Tipp: Das Risiko-Portfolio

Teile Entscheidungen in drei Kategorien: Low Risk/High Impact, Medium Risk/Medium Impact, High Risk/High Impact. Fokussiere dich auf die erste Kategorie für schnelle Erfolge.

Ein neues Geschäftsmodell steht zur Diskussion. Es ist vielversprechend, aber riskant. Du förderst die Entwicklung eines Prototyps, unterstützt kleine Experimente und entwickelst gleichzeitig einen Plan B. Du gibst Raum für Mut ohne Chaos.


Hoffnung ist keine Strategie

Führung darf optimistisch sein, nicht aber naiv. "Wird schon gutgehen" ersetzt keinen Plan. Ich erlebe zu oft Führungskräfte, die sich auf Wunschdenken verlassen, statt auf solide Planung.

Hoffnung kann Motivation stiften, aber sie ist keine Ausrede für mangelnde Vorbereitung, Analyse oder Entscheidung.

Ein neues Produkt findet kaum Absatz – trotz guter interner Stimmung. Du analysierst gemeinsam mit Marketing und Sales die Ursachen, nimmst direkt Feedback vom Markt auf und passt das Produkt gezielt an. Du zeigst: Ich glaube an den Erfolg, indem ich ihn aktiv gestalte.


Dienen statt herrschen

Echte Führung stellt das Team in den Mittelpunkt. Nicht Ego, sondern Wirkung zählt. Leider erlebe ich immer häufiger Führungskräfte, die ihre Position für Status und Macht nutzen, statt zu dienen.

Gerade im Homeoffice, wo Hierarchien weniger sichtbar sind, zeigt sich echter Führungscharakter. Wer nur durch Präsenz und Kontrolle führt, verliert im digitalen Raum seine Wirkung.

Information: Dienende Führung im Homeoffice

Ohne physische Präsenz müssen Führungskräfte durch echten Mehrwert überzeugen. Teams erkennen schnell, wer ihnen wirklich hilft und wer nur Macht ausübt.

Ein Azubi ist mit einer Aufgabe sichtlich überfordert. Du setzt dich zu ihm, erklärst die Aufgabe ruhig und übernimmst temporär einen Teil davon. Du zeigst: Hilfe ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von echter Führung.


Erfolg ist ein Teamsport

Große Ziele erreicht niemand allein. Führung bedeutet, Verantwortung zu teilen, Talente zu fördern und Erfolge gemeinsam zu feiern. Wer Vertrauen schenkt, wird Vertrauen ernten.

Besonders in hybriden Teams ist es wichtig, jeden Einzelnen zu stärken und zu entwickeln. Wenn du nicht physisch da bist, müssen deine Leute selbstständig gute Entscheidungen treffen können.

Du kannst ein wichtiges Projekt nicht mehr selbst leiten. Du übergibst es einer Nachwuchsführungskraft, unterstützt sie im Hintergrund und gibst ihr die Bühne. Das Team erkennt: Hier wird nicht kontrolliert, sondern entwickelt.


Fazit

Der Bullfrog ist nicht der Lauteste, Schnellste oder Mächtigste, sondern der Weiseste. Die Prinzipien von Admiral McRaven zeigen: Gute Führung ist klar, mutig, dienend und beständig. Kein Trick, kein Hype, sondern Haltung.

Aus meiner eigenen Führungserfahrung kann ich nur bestätigen: Diese Prinzipien funktionieren. Sie schaffen Vertrauen, Resilienz und langfristigen Erfolg – im Unternehmen, im Team und bei dir selbst.

Gerade in einer Zeit, in der viele Führungskräfte den Kontakt zu ihren Teams verlieren und Führung mit Macht verwechseln, sind diese Grundsätze wichtiger denn je. Wer sie lebt, wird den Unterschied spüren.


Falls du dich über diese Führungsprinzipien austauschen möchtest oder Fragen zu ihrer praktischen Umsetzung hast, freue ich mich auf deine Nachricht. Ein grundlegender Austausch über echte Führung ist immer bereichernd – für beide Seiten. Schreib mir gerne über das Kontaktformular.


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