Shared Leadership

Donnerstag, 05. Juni 2025
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Quelle: leah hetteberg auf Unsplash

Lesedauer: 5 Minuten

In einer Arbeitswelt, die zunehmend komplexer, digitaler und dezentraler wird, stoßen klassische Führungsmodelle oft an ihre Grenzen.

Mitarbeitende fordern mehr Mitgestaltung, Hierarchien werden flacher, Teams arbeiten selbstorganisiert. In diesem Kontext gewinnt ein Konzept zunehmend an Bedeutung: Shared Leadership.

In diesem Beitrag erfährst du, was hinter dem Konzept Shared Leadership steckt, welche Vorteile es bietet, wo die Herausforderungen liegen und wie Unternehmen wie Spotify diesen Ansatz erfolgreich in die Praxis umsetzen. Außerdem bekommst du konkrete Tipps, wie geteilte Führung auch in deinem Team funktionieren kann.


Shared Leadership bedeutet, dass Führung nicht mehr ausschließlich von einer einzelnen Person ausgeübt wird. Stattdessen teilen sich mehrere Teammitglieder Führungsaufgaben – situativ, rollenbasiert oder dauerhaft. So entsteht ein neues Verständnis von Verantwortung, Entscheidungsfindung und Zusammenarbeit.


Was ist Shared Leadership überhaupt?

Shared Leadership ist ein Führungsansatz, bei dem mehrere Personen innerhalb eines Teams Führungsverantwortung übernehmen. Anders als im traditionellen Modell, wo eine Führungskraft die Entscheidungen trifft, entsteht hier eine verteilte Führung – abgestimmt auf Kompetenzen, Situationen und Rollen.

Diese Führung kann formal oder informell sein. In manchen Teams wechselt die Führungsrolle projektbezogen, in anderen ergänzen sich mehrere Personen mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Strategie, Kommunikation oder Teamentwicklung.

Wichtig ist: Shared Leadership bedeutet nicht Chaos oder Führungslosigkeit. Es geht darum, Verantwortung bewusst zu teilen und damit die Stärke des Teams zu nutzen.

Zitat
Leadership is not about telling people what to do, but creating the environment where they can make decisions.

— L. David Marquet


Vorteile von Shared Leadership

Einer der größten Pluspunkte von Shared Leadership ist die gesteigerte Motivation im Team. Wer Verantwortung übernimmt, fühlt sich ernst genommen und bringt sich stärker ein.

Durch die Verteilung von Führungsaufgaben fließen unterschiedliche Perspektiven in Entscheidungen ein – das fördert Kreativität und Innovation. Gleichzeitig entlastet es einzelne Führungskräfte, die nicht mehr allein für alles verantwortlich sind.

Auch die Entscheidungsfindung kann in agilen Umgebungen schneller und flexibler erfolgen, da das Wissen dort genutzt wird, wo es vorhanden ist – direkt im Team.


Herausforderungen & Stolpersteine

So attraktiv Shared Leadership klingt – ganz ohne Hürden geht es nicht. Eine der größten Herausforderungen ist die klare Kommunikation. Wer übernimmt wann welche Verantwortung? Welche Entscheidungswege gelten?

Ein weiterer Punkt ist der nötige Kulturwandel. Shared Leadership erfordert Vertrauen, eine gute Fehlerkultur und die Bereitschaft, Kontrolle abzugeben. Das kann für etablierte Führungskräfte ebenso ungewohnt sein wie für Mitarbeitende.

Zitat
A team is not a group of people that work together. A team is a group of people that trust each other.

— Simon Sinek

Außerdem ist dieser Führungsstil nicht automatisch für jedes Unternehmen oder Team geeignet. Es braucht ein gewisses Maß an Reife, Offenheit und Selbstorganisation. Sonst droht eine Führungsleere, bei der niemand Entscheidungen trifft.


Praxisbeispiele

Ein Beispiel aus der Praxis ist das Unternehmen Gore (Hersteller von GORE-TEX), das seit Jahrzehnten auf teamorientierte Strukturen und verteilte Führung setzt. Dort übernehmen Mitarbeitende Rollen freiwillig und basierend auf ihrer Kompetenz.

Ein weiteres spannendes Beispiel ist Spotify. Das Unternehmen ist bekannt für seine agile Organisationsstruktur mit sogenannten Squads. Diese kleinen, interdisziplinären Teams arbeiten weitgehend autonom und sind jeweils für bestimmte Produktbereiche oder Funktionen verantwortlich.

Zitat
The leaders who work most effectively... never say ‘I.’ They don’t think ‘I.’ They think ‘we’; they think ‘team.’

— Peter Drucker

Innerhalb eines Squads wird Führung auf mehrere Rollen verteilt. Der Product Owner verantwortet das Was, also die inhaltliche Ausrichtung und Priorisierung.

Der Agile Coach unterstützt das Team dabei, effizient zusammenzuarbeiten und sich kontinuierlich zu verbessern.

Technische Führung übernehmen oft erfahrene Entwickler:innen, sogenannte Chapter Leads oder Tech Leads, die ihre Kollegen fachlich begleiten.

So entsteht ein System geteilter Führung, das auf Vertrauen, Klarheit und Eigenverantwortung basiert. Außerdem stärkt es die Innovationskraft der Teams. Spotify zeigt damit eindrucksvoll, wie Shared Leadership auch in großen Unternehmen erfolgreich funktionieren kann.


Tipps für die Umsetzung in der Praxis

Wer Shared Leadership einführen möchte, sollte zunächst die Voraussetzungen prüfen: Passt dieser Ansatz zur Unternehmenskultur? Ist das Team bereit für mehr Verantwortung?

Führungskräfte sollten als Coaches agieren und nicht alles selbst entscheiden. Es braucht ein neues Rollenverständnis – und auch Weiterbildung, um neue Führungsfähigkeiten zu entwickeln.

Transparente Strukturen helfen. Klare Rollenbeschreibungen, definierte Entscheidungsprozesse und gemeinsame Ziele (z. B. über OKRs) geben Orientierung.

Ein guter Startpunkt sind Pilotprojekte in geeigneten Teams und das mit Feedbackschleifen und Raum zum Lernen.


Fazit: Führen ist (k)eine One-Man-Show

Shared Leadership ist kein Allheilmittel aber ein starkes Modell für Organisationen, die auf Zusammenarbeit, Agilität und Vertrauen setzen.

Wenn Führung geteilt wird, entstehen neue Möglichkeiten für mehr Engagement, bessere Entscheidungen und resilientere Teams.


Wie sind deine Erfahrungen mit geteilter Führung? Schreib’s gern in eine Nachricht und diskutiere mit mir!


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