In letzter Minute

Sonntag, 08. November 2020
Serie Dänemark S2 • E1
Google Maps Ellund
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Lesedauer: 4 Minuten

In den letzten Wochen spitzte sich die Lage bezüglich der Covid-19-Infektionen ja auch in Deutschland wieder ordentlich zu. Da wurde ein Landkreis nach dem anderen ja nicht nur rot, sondern in besorgniserregender Geschwindigkeit innerhalb weniger Tage sogar dunkelrot.

Das heißt, dass Landkreise nach der Sieben-Tage-Inzidenz nicht nur zu einem sogenannten Risikogebiet mit 50 – 99 Infizierten in 7 Tagen auf 100.000 Einwohner wurden, sondern innerhalb kürzester Zeit auch die 100er-Marke durchbrochen und damit zu einem Risikogebiet-Deluxe wurden, wo auch Nachbarländer im kleinen Grenzverkehr keinen Spaß mehr verstehen.

Mit Nachbarländern meine ich jetzt im Speziellen Dänemark, dem ich in diesem Jahr eigentlich noch einen weiteren Besuch abstatten wollte. Da ich eh im „Home Office“ arbeite, war es sowohl meiner Firma als auch meinen Jungs in Việt Nam egal, ob ich weiterhin bei mir zu Hause unterm Dach hocke oder eben von Dänemark aus arbeitete.

Und so beobachtete ich sowohl die Ferienhaus-Lage als auch die Corona-Lage und Einreisebestimmungen für Dänemark. Ein meiner Meinung nach nicht sonderlich realistisch durchs Leben gehender Kollege witzelte am Donnerstag noch Naja, die Dänen werden ja jetzt nicht noch zum Wochenende die Grenze schließen!

Etwa 10 Stunden später prüfte ich gegen 21 Uhr abends die dänische Internetseite mit den Einreisebestimmungen und sah mich wiederum bestätigt. Da stand auf der Seite des Außenministeriums, dass ab Samstag, den 24.10.2020 00:00 Uhr die Einreise deutscher Staatsbürger nur noch mit einem triftigen Grund oder einem negativen Corona-Test, der wiederum nicht älter als 72 Stunden sein darf, erfolgen könne.

Verdammt! So kurz vor der Ziellinie? Ernsthaft?

Nun, es lohnt sich immer, nicht gleich den Kopf in den Sand zu stecken. Gerade wenn man in einer Grenzregion lebt und das auch, wenn man nicht gerade der entsprechenden Minderheit angehört. Jetzt rätselt ihr bestimmt, was ich meine?!

In Schleswig-Holstein gibt es eine dänische Minderheit, genauso, wie es in Südjütland eine deutsche Minderheit gibt. So was sorgt ja immer gerne für irgendwelche Sonderregelungen. Zusätzlich gibt es ja auch viele Deutsche im Raum Flensburg, die in Süddänemark arbeiten.

Und so machte das dänische Außenministerium für uns Schleswig-Holsteiner wieder eine Ausnahme. Wieder, weil sie dies nach einigen Wochen der kompletten Grenzschließung während der ersten Welle ebenfalls schon so praktizierten.

Das sollte für mich wie ein Sechser im Lotto werden, oder doch nicht?

Am Freitagmorgen telefonierte ich mit dem Ferienhausbüro und versicherte mich, dass ich die Einreiseregelungen richtig verstanden hätte.

Janni vom Ferienhausbüro versicherte mir, dass ich nur meinen Ausweis und eine Karte dabei haben müsse, auf der meine Adresse abgedruckt und deren Ort zu sehen sei. Ich reservierte meine Wunschbude und ließ mir schriftlich bestätigen, dass ich im Fall der Fälle kostenlos stornieren könnte.

So machte ich mich dann Samstagvormittag nach einem ausgiebigen Frühstück mit einem komischen Bauchgefühl und ein wenig skeptisch auf den Weg nach Dänemark und genoss dabei die förmlich leer gefegten Straßen.

Nach einem letzten Tankstopp in Flensburg ging es dann auf der Autobahn A7 ziemlich alleine in Richtung der Grenzstation Ellund und damit an den Ort der Wahrheit. Würde ich problemlos über die Grenze kommen oder würde man mich vielleicht sogar abweisen?

Als ich auf die Grenzstation zu kam, reduzierte ich das Tempo auf die vorgeschriebenen 30 Kilometer pro Stunde und sah dabei, wie sowohl ein schwedisches Fahrzeug als auch ein deutsches Fahrzeug mit Hannoveraner Kennzeichen rechts rüber in den Kontrollbereich gewunken wurden.

Dann die Sekunde der Wahrheit für mich und mein Ersuchen der Einreise nach Dänemark. Sichtkontakt mit dem dänischen Grenzsoldaten. Er guckte mir in die Augen, er guckte auf mein Kennzeichen runter und dann kam die erlösende Geste. Er winkte mich durch.

Ernsthaft? So einfach? Ich konnte es kaum glauben... Was hatte ich mir im Vorwege für Gedanken gemacht. Sollte ich die Einreise überhaupt versuchen? Und nun wurde ich nicht mal kontrolliert und mal eben durchgewunken!

Ich war knapp 500 Meter in Dänemark, da sah ich auf der Brücke der Abfahrt Padborg ein Kamera-Team stehen und arbeiten. Da es sich auf den Spuren gen Süden staute, ging ich davon aus, dass es sich um ein dänisches Kamera-Team handeln würde, das den Exodus der deutschen Urlauber aus ihrem Land filmen würde.

Dabei sollte es sich um eine Fehleinschätzung gehandelt haben, denn als ich mich abends für Nils Farvel-Party fertig machte und dabei nebenbei noch das Schleswig-Holstein Magazin sah, da dachte ich beim Bericht über die neuen Einreisebestimmungen für Dänemark meinen Augen nicht zu trauen.

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Das ist doch mein Auto, das da mutterseelenallein auf der dänischen Autobahn gen Norden fährt?! Unglaublich aber wahr. Da wurde ich beim Rübermachen auch noch gefilmt und das zu allem Überfluss auch noch ausgestrahlt...

Naja, im weiteren Verlauf der Anreise zu meiner Unterkunft in Dänemark überholte ich einige Fahrzeuge mit Kennzeichen von Landkreisen, die nicht in Schleswig-Holstein liegen. Man konnte offensichtlich also sogar als nicht-Schleswig-Holsteiner gut einreisen.

Im Feriengebiet selbst waren dann aber irgendwie doch relativ wenige Deutsche und dafür überraschend viele Dänen. Wie ich auf Nils Farvel-Party erfuhr, flüchten derzeit viele Dänen aus den Großstädten in ihre Ferienhäuser, um für sich das Infektionsrisiko zu verringern. Zur Farvel-Party aber in einem weiteren Post mehr...

Ich jedenfalls hatte buchstäblich in letzter Minute noch die Einreise nach Dänemark hinbekommen und so stand ein paar erholsamen Tagen mit ein wenig Arbeiten aber viel Dansk Hygge nichts mehr im Wege.

Was ich an meinen 6 Tagen in Dänemark erlebte, könnt ihr dann in den nächsten Post der Dänemark-Serie lesen...
Kommentar der Redaktion:

Falls ihr euch meinen überraschenden, fast 10 Sekunden dauernden Auftritt im Schleswig-Holstein Magazin anschauen wollt, könnt ihr das in der NDR-Mediathek tun. Spannend wird es ab Minute 1:40...


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