Frühjahrs­müdigkeit

Donnerstag, 22. April 2021
Serie Privat S3 • E6
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Lesedauer: 7 Minuten

Irgendwie stellte ich anhand meines Schlaf-Logs letzte Woche fest, dass ich in letzter Zeit anscheinend überdurchschnittlich mehr Schlaf als gewöhnlich benötige. Um es in Zahlen zu fassen kamen da in den letzten zwei bis drei Wochen schon so zehn statt der bei mir üblichen sechs bis acht Stunden Schlaf pro Nacht auf.

Und auch tagsüber kam ich ohne Kaffee nicht so richtig in die Gänge. Mich nach der Arbeit mal schnell auf die Couch legen und ein bisschen TV zum Abschalten gucken kam da auch nicht sonderlich gut und sorgte das eine oder andere Mal dafür, dass ich etwa eineinhalb Stunden später wieder auf der Couch aufwachte. Aber warum?

Es ist Frühling. Draußen ist es immer länger hell. Die Temperaturen steigen. Die Natur erwacht, Pflanzen sprießen und die ersten Blüten bringen nach der dunklen Jahreszeit wieder Farbe ins Leben. Gleichzeitig fühlt man sich aber müde und schlapp. Daher habe ich mich mit diesem, meinem aktuellen Zustand beschäftigt und was lag da näher, als der Begriff der Frühjahrsmüdigkeit. Lasst uns diesen Begriff doch mal gemeinsam ergründen, schauen ob dies der Grund meines erhöhten Schlafbedarfs sein könnte und was man gegebenenfalls dagegen tun kann.


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Woher kommt die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit?

Bis vor wenigen Jahren vermutete die Wissenschaft meinen Recherchen nach noch eine durch den Winter hervorgerufene Mangelversorgung des Körpers mit Vitaminen und Mineralstoffen als Grund für die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit. Aber wieso sind dann auch Menschen betroffen, die im Winterhalbjahr durchaus frisches Obst und Gemüse zu sich genommen und sich somit ausgewogen ernährt haben?

Dieses Rätsel ließ auch die Wissenschaft nicht los und so geht die Forschung mittlerweile davon aus, dass des Rätsels Lösung eher in Hormonen bzw. Botenstoffen steckt. Ganz klare Kandidaten für die Lösung des Rätsels sind da nach heutigem Stand das Schlafhormon Melatonin, sowie das Glückshormon Serotonin.

Melatonin ist euch dabei eventuell aufgrund der in letzter Zeit stark gestiegenen Berichterstattung über die nun Rezept-frei erhältlichen Präparate zum Beschleunigen der Einschlafphase bekannt. Es sorgt also dafür, dass wir einschlafen und gut schlafen. Seine Ausschüttung wird durch Dunkelheit bzw. fehlende Lichtintensität getriggert und seine Konzentration im Blut ist daher im Winter – der dunklen Jahreszeit – logischer Weise höher.

Serotonin ist euch und vor allem dem aufmerksamen Leser meiner Post der Business-Serie sicherlich als eines der Glückshormone bekannt. Dabei wirkt dieser Botenstoff im Gehirn als Förderer körperlicher Aktivität und beeinflusst maßgeblich unsere Stimmungslage. Seine Ausschüttung wird durch spezielle Nahrungsbestandteile wie Vitam B6, Omega-3-Fettsäuren oder aber Vitamin D beeinflusst.

Im Frühjahr ist nun der neurobiologische Haushalt in Bezug auf diese beiden Neurotransmitter im Ungleichgewicht. Wir haben einen Jahreszeiten-bedingten, hohen Melatonin-Spiegel und gleichzeitig wird durch die steigende Lichtintensität mehr Serotonin ausgeschüttet. Die damit einhergehende, gesteigerte Aktivität sorgt wiederum für Erschöpfung und damit Müdigkeit.

Im Frühjahr kommt dann bei uns erschwerend angeblich auch noch der Einfluss der Zeitumstellung auf die Mitteleuropäische Sommerzeit hinzu. Dazu konnte ich aber keine Belege finden und da es sich dabei ja um eine Art Jetlag handelt, der nach wissenschaftlichen Erkenntnissen vom Körper pro Tag um eine Stunde verringert wird, sollte die Zeitumstellung ja nach einem Tag schon wieder vom Körper ausgeglichen worden sein.

Das ist aber auch noch nicht der komplette Hintergrund der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit. Ein weiterer Faktor ist der Jahreszeitenwechsel und die damit einhergehende Temperaturveränderung. Es wird wärmer, was den Körper dazu animiert, die Blutgefäße zu weiten. Geweitete Blutgefäße haben nun wiederum ein Absacken des Blutdrucks zur Folge und niedriger Blutdruck führt ebenfalls zur Wahrnehmung von Müdigkeit. Da sich der Körper nur träge an diese Temperaturveränderung anpasst, besteht gerade im April, wenn warme und kalte Tage sich schnell und immer wieder abwechseln, die Gefahr, dass es zu einem Chaos im Körper kommt und man die sogenannte Frühjahresmüdigkeit über mehrere Wochen wahrnimmt.


Warum sind Menschen unterschiedlich stark von Frühjahrsmüdigkeit betroffen?

Jetzt empfindet aber ja nicht jeder Deutsche überhaupt Frühjahrsmüdigkeit und wenn sie empfunden wird, entspricht die Wahrnehmung nicht immer der gleich starken Ausprägung. Aber warum?

Nun, nach meinen Recherchen hat die Stärke der Ausprägung einen direkten Zusammenhang mit zwei unterschiedlichen, ganz individuellen Faktoren. Da ist zum einen die körperliche Fitness! Ist diese durch Sport und gesunde Ernährung beispielsweise positiv beeinflusst und damit gut, ist die Stärke der Müdigkeitsausprägung zwischen Null und schwach, weil der Körper die Einflüsse besser parieren kann.

Zum anderen ist da der Blutdruck. Ist dieser tendenziell eher niedrig, ist die Stärke der Müdigkeitsausprägung je nach Höhe des niedrigen Blutdrucks irgendwo zwischen mittel und stark. Auch ein Grund, warum rein statistisch mehr Frauen als Männer über Frühjahrsmüdigkeit klagen.

Auch reagieren Menschen je nach Pigmentmenge in der Haut unterschiedlich auf die stärker werdende Lichtintensität. Soll heißen, je brauner die Haut, desto schwächer ist die körperliche Reaktion auf Licht.

Was ich in meinen Recherchen zu den Gründen der unterschiedlich starken Ausprägung der Frühjahrsmüdigkeit auch noch als Grund gefunden habe, war die Aussage, dass wetterfühlige Menschen angeblich öfter von Frühjahrsmüdigkeit betroffen seien. Hierzu konnte ich allerdings auch keine wissenschaftlichen Belege der Fachleute finden!


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Was kann man gegen Frühjahrsmüdigkeit tun?

Wer bis hierhin aufmerksam gelesen hat, hat im Kopf eventuell auch schon eine Maßnahmenliste für sich zusammengestellt. Aber wozu raten nun die Fachleute?

Nun, die Ratschläge der Fachleute sind grob wie folgt mit vier Worten zusammenzufassen: Raus aus dem Wintermodus. Das heißt, runter von der Couch bzw. raus aus dem Bett, auch oder gerade weil man sich tagsüber schlapp oder müde fühlt!

Das ist wider dem eigenen Instinkt aber erfolgversprechend. Also, wann immer die Sonne scheint pro Tag mindestens ein Mal für 20 Minuten an die frische Luft, sich bewegen und die Sonne ihre Wirkung auf eine möglichst große Hautfläche haben lassen. Besonders wirksam soll dies morgens nach dem Aufstehen sein. Wichtig dabei ist noch, das Sonnenlicht auf die Netzhaut treffen zu lassen, da die Ausschüttung von Serotonin durch Licht verstärkt und die Ausschüttung von Melatonin durch Licht unterdrückt wird. Daher raten Fachleute beispielsweise davon ab, für dieses kurze Sonnenlichttanken eine Sonnenbrille zu tragen.

So verbietet sich in dieser Übergangszeit auch der Mittagsschlaf, weil dieser wieder zu einer Erhöhung des Melatonin-Spiegels führt. Also nicht Augen zu, sondern Augen auf und aktiv bleiben.

Um die Blutgefäße zu trainieren, raten Fachleute nach vorheriger Klärung mit dem behandelnden Arzt durchaus zu Wechselduschen oder Saunabesuchen mit eiskaltem Tauchbad.

Gesunde Ernährung und sportliche Aktivität helfen nach Meinung der Fachleute auch, über diese maximal wenige Wochen andauernde Phase schneller hinwegzukommen.

Und wie bei allem im Leben spielt auch das eigene Mindset in dieser gegebenenfalls von Müdigkeit geprägten Zeit des Jahres eine wichtige Rolle. Habe ich eine positive, aktive Einstellung zu der wahrgenommenen Müdigkeit, wird es mir deutlich leichter fallen, diese zu überwinden!

Aber es gilt an dieser Stelle auch eine Warnung auszusprechen. Die harmlose Frühjahrsmüdigkeit kann durchaus auch eine zum gleichen Zeitpunkt eingetretene, auf anderen Gründen basierende Müdigkeit sein und somit eine echte Erkrankung darstellen. Sollte die wahrgenommene Müdigkeit also länger als maximal vier Wochen Bestand haben, heißt es besser ab zum Arzt!


Mein Fazit

Mich hat der Frühjahrsblues dieses Jahr voll erwischt! Bedingt durch meine Covid-19-Erkrankung im letzten Jahr und gewisse Rückenprobleme ist mein Fitness-Stand aktuell definitiv geringer als gewöhnlich. Auch bestand in den letzten Wochen ja ein dauerhafter Wetterwechsel zwischen kalter und warmer Witterung. Insofern also schon mal eine mögliche Match-Situation.

Wirklich sicher bin ich mir aber erst gewesen, als ich durch Anwendung der genannten Gegenmaßnahmen eine stetige Besserung meines Müdigkeitsempfindens am Tage feststellen konnte.

Habt ihr auch eigene Erfahrung mit Frühjahrsmüdigkeit oder dem Frühjahrsblues? Dann teilt dieses gern mit mir. Wie immer würde ich mich über euer Feedback zu diesem Post sehr freuen.


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