Schwanengesang - 4 Gründe zum Gucken

Dienstag, 21. Dezember 2021
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Lesedauer: 6 Minuten

Schon seit Wochen wurde mir der Film Schwanengesang auf meinem Homescreen von Apple TV+ angepriesen. Allerdings war er noch nicht für das Streaming verfügbar.

Nachdem ich nun einen Trailer sowie die anschließende Bewertung der NDR-Kino-Redaktion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesehen hatte, fiel auf Apple TV+ am letzten Freitag endlich der Vorhang und ich machte mir direkt und sehr erwartungsvoll einen gemütlichen Kino- bzw. Streaming-Abend.

Schwanengesang, Originaltitel Swan Song, ist ein Film im Kinoformat, der eine Mischung aus den Genres Drama und Science Fiction darstellt. Der Film ist aktuell exklusiv auf Apple TV+ verfügbar und handelt von Liebe, Tod und ultimativer Akzeptanz, gepaart mit unglaublich schweren Fragen. Was diesen Kinofilm für dich sehenswert machen könnte und warum er diesen perfekten, wenngleich zunächst seltsamen Namen trägt, das möchte ich mit dir Spoiler-frei in diesem Post erkunden.

Im Film Schwanengesang steht der Grafikdesigner und Illustrator Cameron Turner, gespielt vom zweifachen Oscar-Preisträger Mahershala Ali, nach einer desillusionierenden Diagnose, sterbenskrank vor der schwerwiegenden Frage, ob er als dritter Mensch überhaupt das Angebot eines Dienstleisters annimmt und vor seinem nahenden Tod einen Clone von sich sein eigentliches Leben einnehmen lässt, während er in der Abgeschiedenheit des Dienstleisters seinem Tod entgegengeht.

Eine für jeden Menschen schwerwiegende Frage und angesichts des sicheren Todes nicht einfache Gesamtsituation, zumal er ein eigentlich perfektes Leben führt. Mit seiner Frau Poppy, gespielt von Naomie Harris, hat er seine Seelenverwandte gefunden. Sie haben Cory, ihren kleinen Jungen, den sie beide abgöttisch lieben und ein weiteres Kind ist auf dem Wege.

Poppy hat aber erst vor wenigen Jahren ihren Zwillingsbruder verloren, was sie in einer tiefe Depression versinken ließ. Eine Situation, die auch an Cameron nicht spurlos vorbeiging.

Angesichts ihres immer noch nicht verwundenen Verlustes, hält er seine Diagnose geheim und steht im Kontakt mit einem Dienstleister, der von sterbenskranken Menschen genetisch reparierte Clone produziert, die über alle Erinnerungen, Eigenschaften und Fähigkeiten der Originale verfügen und diese als Ersatz für den Sterbenskranken in dessen eigentliches Leben schickt. Es gibt dabei nur eine einzige Bedingung. Niemand darf von der Diagnose, dem existierenden Clone und dem geplanten Austausch erfahren!

Als er nun zunehmend Krampfanfälle erleben muss, von dem jeder Anfall zu seinem Tod führen könnte, stellt sich ihm ultimativ die schwere Frage, ob er seiner geliebten Familie durch den Einsatz seines Clones namens Jack weiteren, kaum überwindbaren Kummer erspart oder ihnen die Wahrheit eröffnet, um so selbst im Kreise seiner Liebsten sterben zu können.

Soweit zur allgemeinen Storyline, die so auch den Trailern zu entnehmen ist. Aber was an diesem Film könnte ihn für dich aus meiner Sicht sehenswert machen?


1. Storyline und Emotionen

Gleich beim ersten möglichen guten Grund für dich muss ich meinen einzigen Kritikpunkt an diesem Film platzieren. Die ersten etwa 45 Minuten des Films sind fast schon quälend lang und haben mich einiges an Durchhaltevermögen gekostet! Das Durchhalten hat sich aber absolut gelohnt, denn was der Film in den ersten 45 Minuten vielleicht an Längen hat, das macht er in den verbleibenden 55 Minuten locker wett!

Die Storyline ist wirklich der Hammer. Da wird ein Bilderbuch-artiges Umfeld einer weitestgehend perfekten, glücklichen aber eben auch nicht ganz sorglosen Familie aufgebaut, während sich im Film quasi parallel dazu für den Zuschauer Camerons Situation immer weiter zuspitzt.

Cineastisch ein toll entwickelter Spannungsbogen, auch wenn man sich schon zu Filmbeginn das Ende denken kann. Trotzdem hat mich dieser Film auch auf eine sehr emotionale Reise mitgenommen.


2. Moralische Fragen

Während sich Camerons Situation immer weiter zuspitzt, ist er eben auch immer stärker gezwungen, für sich Antworten auf moralische Fragen zu finden. Moralische Fragen wie...

Möchte ich meiner Familie die Schmerzen meines Todes durch Einsatz des Clones ersparen oder nehme ich deren Schmerzen in Kauf, um selbst begleitet von meinen Liebsten aus dem Leben zu treten und so nicht alleine, irgendwo im Nirgendwo meine letzten Atemzüge zu machen?

Möchte ich das Glück der anderen oder mein eigenes Glück sicherstellen?

Ist es moralisch vertretbar, liebevolle Mitmenschen anzulügen, um ihnen unglaublichen Schmerz zu ersparen und damit ihr Wohlbefinden sicherzustellen?

Das sind nur einige Spoiler-freie, moralische Fragen, an die sich noch zahlreiche mehr anschließen, auf die ich hier aus deinem eigenen Interesse heraus aber nicht eingehen kann. Ich wage mal zu behaupten, dass dieser Film dich im positiven Sinne nachdenklich zurücklassen könnte.


3. Tolle Bilder und Filmmusik

Auch die in diesem Film genutzten filmischen Gestaltungsmittel tragen unterschwellig zur Klasse der Storyline bei. So könnten die Filmsets kaum besser ausgewählt und in Szene gesetzt sein. Das alleine ist für mich schon sehenswert.

Aber im Detail ist da diese Herzenswärme, die man auch bildlich in jeder Szene über das Familienleben wahrnehmen kann. Im Kontrast dazu ist da aber auch diese Komposition aus Futuristik, Kühle und Melancholie in den Szenen beim Dienstleister, die in einer abgelegenen, kaum enden wollenden, wunderschönen Location des Dienstleisters spielen.

Als ich im Nachwege über diesen Film nachdachte, fiel mir auf, dass ich zwar toll auf eine emotionale Reise mitgenommen wurde, mir im Verlauf dieser Reise die Filmmusik nicht explizit aufgefallen ist. Das spricht für eine sehr zurückhaltende aber dennoch sehr wirkungsvolle Untermalung der Storyline, denn wenn man mal einen Film ohne Ton gesehen hat, dann merkt man schnell, wie wenig Emotionalität rein von den Bildern transportiert wird. Für mich ein weiteres Prädikat dieses Films.


4. Toller Hauptdarsteller

Last but not least könnte dich auch die unglaublich gut und mitreißend gespielte Darstellung Camerons und seines Clones Jack durch den zweifachen Oscar-Preisträger Mahershala Ali animieren, dir diesen Film anzuschauen.

Schon in The Green Book hat mir seine schauspielerische Leistung sehr gefallen. Auch in Schwanengesang gelingt ihm das anscheinend wieder spielend, den Zuschauer tief in das Seelenleben seiner Rollen mit all der verbundenen Zerrissenheit blicken zu lassen. Beeindruckend.


Warum trägt der Film diesen Namen?

Tja, letztlich stellt sich dann vielleicht noch die Frage, warum der Film seinen Namen trägt? Zur Beantwortung dieser Frage, muss man ein wenig in den Englisch-sprachigen Raum abtauchen.

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Im Original lautet der Filmname Swan Song. Als Swan Song wird im Englisch-sprachigen Raum die letzte Aktion oder Performance eines Künstlers bezeichnet, der entweder unmittelbar vor dem Ruhestand oder dem Tod steht.

Für uns im Deutsch-sprachigen Raum ohne entsprechendes Hintergrundwissen ein seltsamer Titel für den Film. Mit dem entsprechenden Hintergrundwissen empfinde ich den Titel aber als perfekt gewählt, weil er den Filminhalt ohne Spoilern mit nur wenigen Worten perfekt wiedergibt.


Hat dich mein Post animiert, dir Schwanengesang auch anzuschauen? Hast du den Film schon gesehen? Wie beurteilst du dieses Werk und welche Kritik hättest du? Gibt es für dich weitere Gründe, die diesen Film aus deiner Sicht empfehlenswert machen? Wie immer würde ich mich über Beiträge von dir und dein Feedback zu diesem Post sehr freuen.


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