European Outdoor Film Tour 2025: Mein Erfahrungsbericht

Donnerstag, 04. Dezember 2025
Serie Kino S7 • E2
Google Maps Lüneburg
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Quelle: https://de.eoft.eu/de/media-hub/2025

Lesedauer: 13 Minuten

Ende November war ich wieder einmal bei der European Outdoor Film Tour, diesmal im Filmpalast Lüneburg. Als jemand, der schon seit Jahren regelmäßig bei der EOFT dabei ist, freue ich mich jedes Mal auf die Auswahl spektakulärer Outdoor-Filme, atemberaubende Landschaften und Geschichten, die unter die Haut gehen. Doch dieses Jahr wurde ich enttäuscht – zum ersten Mal seit langer Zeit.

Die EOFT 2025 präsentierte sechs Filme aus verschiedenen Bereichen des Outdoor-Sports. Von Alaska-Expeditionen über Bikepacking in der Schweiz bis hin zu Eiskunstlauf auf wildem Eis. Klingt spannend? Auf dem Papier definitiv. In der Realität war die Filmauswahl jedoch die schwächste, die ich seit vielen Jahren bei der Tour erlebt habe.

In diesem Beitrag teile ich meine ehrlichen Eindrücke vom Abend, bewerte jeden einzelnen Film und erkläre, warum ich dieses Jahr trotz vollbesetztem Kino eher gemischte Gefühle hatte.


Kurze inhaltliche Übersicht



Die Atmosphäre im Filmpalast Lüneburg

Der Kinosaal war komplett ausverkauft, was mich zunächst sehr gefreut hat. Die EOFT zieht eben nach wie vor ein treues Publikum an – Outdoor-Enthusiasten, Kletterer, Bergsteiger und Trekking-Fans wie mich. Vor Beginn der Vorstellung und in der Pause herrschte eine lockere, fast schon ausgelassene Stimmung.

Besonders auffällig war eine größere Boulder-Gruppe, die sich lautstark unterhielt und für ordentlich Leben im Saal sorgte. Das hatte zwei Seiten: Einerseits schön zu sehen, dass so viele junge Leute begeistert dabei waren. Andererseits war die Gruppe vor dem Film und in der Pause so nervig laut, dass man sein eigenes Wort kaum verstehen konnte. Während der Filme selbst war es zum Glück ruhig.

Tipp: Früh da sein lohnt sich

Wer bei der EOFT gute Plätze haben möchte, sollte mindestens 30 Minuten vor Beginn im Kino sein. Gerade bei ausverkauften Vorstellungen wird es sonst eng mit den Sitzplätzen.

Die Organisation war wie gewohnt professionell. Es gab eine kurze Moderation vor den beiden Filmblöcken, in der Pause eine Gewinnverlosung mit Outdoor-Equipment und die technische Umsetzung lief reibungslos. Nach etwa drei Stunden war der Abend vorbei, wobei sich die Zeit ehrlich gesagt manchmal sehr zog.


Meine Bewertungen der sechs Filme

Das Programm der EOFT 2025 bestand aus sechs Filmen, die in zwei Blöcken gezeigt wurden. Nach vier Filmen gab es eine 15-minütige Pause mit anschließender Gewinnverlosung, bevor die letzten beiden Filme liefen. Die Gesamtlaufzeit betrug etwa 120 Minuten reine Filmzeit.

Hier meine ehrliche Bewertung jedes einzelnen Films.


Drop The Line: Speedriding ohne Spannung

post_1199_eoft_2025_2_©anthony_dutruy © Anthony Dutruy
Quelle: https://de.eoft.eu/de/media-hub/2025
Den Auftakt machte Drop The Line, ein Film über den Schweizer Speedrider Anthony Dutruy. Speedriding ist eine faszinierende Mischung aus Skifahren und Paragliding.Man fährt mit höchster Geschwindigkeit verschneite Hänge hinunter und hebt zwischendurch mit dem Gleitschirm ab.

Das klingt nach purem Adrenalin und spektakulären Bildern. Leider wurde der Film diesem Versprechen nicht gerecht. Er war zu kurz, um wirklich in die Materie einzutauchen und zu oberflächlich, um die Faszination dieses Sports zu vermitteln. Auch wieder holten sich Aufnahmen mehrfach. Die Kameraführung war solide, aber es fehlte der Spannungsbogen. Nach zehn Minuten war der Film vorbei und ich dachte nur: Na jetzt kann es ja nur noch besser werden.

Hinweis: Zu viel Bergsport

Ein Problem der diesjährigen EOFT ist die starke Fokussierung auf Bergsport. Von sechs Filmen drehten sich vier um Klettern, Skifahren oder alpines Speedriding. Für mehr Abwechslung hätte ich mir andere Outdoor-Disziplinen gewünscht.



Gipfeli of Switzerland: Nette Idee, verpasste Chance

post_1199_eoft_2025_3_©black_forest_collective © Black Forest Collective
Quelle: https://de.eoft.eu/de/media-hub/2025
Der zweite Film war Gipfeli of Switzerland mit dem Schweizer Studenten Tobias Renggli. Seine Mission: Mit dem Fahrrad durch alle 26 Schweizer Kantone fahren, jeweils den höchsten Gipfel besteigen und dabei das beste Gipfeli (Schweizer Gebäck) finden.

Die Idee fand ich charmant und sympathisch. Tobias wirkte authentisch und die Schweizer Landschaften waren bildschön eingefangen. Was mir aber fehlte, war ein echter Spannungsbogen. Der Film plätscherte vor sich hin, ohne Höhepunkte oder dramatische Momente zu setzen.

Besonders enttäuschend: Am Ende verrät Tobias nicht, welches Gipfeli nun das beste war. Stattdessen fordert er die Zuschauer auf, es selbst herauszufinden. Das mag als motivierender Appell gedacht sein, fühlte sich für mich aber an wie ein unbefriedigender Cliffhanger. Insgesamt war der Film "ganz ok", aber definitiv verschenktes Potenzial.


Elladj: Eiskunstlauf auf wildem Eis

post_1199_eoft_2025_4_©paul_zizka © Paul Zizka
Quelle: https://de.eoft.eu/de/media-hub/2025
Elladj erzählt die Geschichte des kanadischen Eiskunstläufers Elladj Baldé, der einst auf dem Weg zu Olympia war, bis der Traum platzte. Statt aufzugeben, entdeckt er seine Leidenschaft für das Eislaufen auf zugefrorenen Seen in der kanadischen Wildnis neu.

Ich bin ehrlich: Das Thema hat mich überhaupt nicht abgeholt. Eiskunstlauf ist einfach nicht meine Welt und auch die emotionale Geschichte von Elladj konnte mich nicht packen. Die Naturaufnahmen waren schön, keine Frage, aber der Film zog sich für mich in die Länge. Wer sich für Eiskunstlauf begeistert, mag das anders sehen – für mich war es der langweiligste Film des Abends.

Zitat von Elladj Baldé

Sometimes you have to let go of the dream to find your true passion.



Sheri: Die Packraft-Pionierin

post_1199_eoft_2025_5_©james_q_martin © James Q Martin
Quelle: https://de.eoft.eu/de/media-hub/2025
Vor der Pause ging es weiter mit Sheri, einem Portrait über die 76-jährige Amerikanerin Sheri Tingey, die als Erfinderin das Design moderner Packrafts revolutioniert hat. Packrafts sind ultraleichte, aufblasbare Boote, die man im Rucksack transportieren kann, perfekt für Trekking-Touren mit Gewässerquerungen oder längeren Flusspassagen.

Als Trekking-Fan fand ich das Thema durchaus interessant. Der Film konzentrierte sich stark auf Sheris persönliche Geschichte und ihre Entwicklung als Unternehmerin. Es gab weniger Action-Szenen, dafür mehr menschliche Tiefe. Das war solide gemacht und hat mich nicht gelangweilt, aber es fehlte auch das gewisse Etwas, um wirklich begeistert zu sein. Hängen geblieben ist aber die Person Sheri an sich. Was für ein Vorbild!

Der Film erfüllte seinen Zweck als informatives Portrait, blieb aber insgesamt eher unauffällig.


Freja's Back: Klettern ohne roten Faden

post_1199_eoft_2025_6_©britrock © Britrock
Quelle: https://de.eoft.eu/de/media-hub/2025
Freja's Back erzählt die Geschichte einer Kletterin, die nach einem schweren Sturz den Weg zurück an den Fels findet. Auf dem Papier eine emotionale Comeback-Geschichte, die unter die Haut gehen sollte.

In der Umsetzung war der Film für mich aber eine große Enttäuschung. Es fehlte komplett der rote Faden. Die Handlung sprang hin und her, ohne klare Struktur oder Spannungsaufbau. Stattdessen gab es viele Szenen mit dramatischem Geschrei und Geheule beim Klettern, was auf mich eher übertrieben wirkte.

Ich hatte mir mehr erhofft. Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Angst, Mut und Überwindung. Bekommen habe ich einen chaotischen Kletterfilm, der mich emotional nicht erreichte. Schade, denn das Potenzial wäre da gewesen.

Information: Comeback-Geschichten im Klettersport

Viele Profikletterer haben nach schweren Stürzen den Weg zurück an den Fels gefunden. Bekannte Beispiele sind Alex Honnold nach kleineren Verletzungen oder Tommy Caldwell, der trotz eines amputierten Fingers Weltklasse-Routen klettert.



Wild Days: Das absolute Highlight des Abends

post_1199_eoft_2025_7_©l'endroit_films © L'Endroit Films
Quelle: https://de.eoft.eu/de/media-hub/2025
Den Abschluss bildete Wild Days und endlich bekam ich, worauf ich den ganzen Abend gewartet hatte. Dieser Film war das absolute Highlight und rettete den Abend für mich (mehr oder weniger).

Wild Days begleitet vier französische Freunde – Aurel, Chris, Hélias und Alex – auf ihrer 50-tägigen Expedition durch das Denali-Massiv in Alaska. Mit Skiern, Pulkas (Zugschlitten) und Packrafts kämpfen sie sich durch eine der unwirtlichsten Landschaften der Erde. Die Bedingungen sind extrem: eisige Kälte, tiefster Schnee, gefährliche Gletscher und absolute Einsamkeit.

Was diesen Film so besonders machte, war die gelungene Mischung aus atemberaubenden Bildern, echtem Humor und spürbarer Kameradschaft. Die vier Franzosen nehmen sich selbst nicht zu ernst, bringen aber trotzdem eine beeindruckende Leistung, die man in jeder Sekunde spürt. Das Schleppen der tonnenschweren Ausrüstung durch feindseliges Gelände, die mentalen Herausforderungen bei monotonem Essen über 50 Tage und die ständige Ungewissheit. All das wurde mega authentisch eingefangen.

Die Kameraführung war erstklassig, die Schnitte punktgenau und die Geschichte hatte einen klaren Spannungsbogen. Man fiebert mit den vier Abenteurern mit, leidet mit ihnen und freut sich über jeden kleinen Erfolg. Das ist Outdoor-Kino, wie ich es liebe.

Link: Mehr über Wild Days

Wer sich für die Hintergründe der Expedition interessiert, findet auf der offiziellen EOFT-Website weitere Interviews und Informationen zu den vier Franzosen und ihrer Alaska-Durchquerung.

Hätte die gesamte EOFT 2025 dieses Niveau gehalten, wäre es ein unvergesslicher Abend geworden. So bleibt Wild Days als leuchtender Höhepunkt in einem ansonsten schwachen Programm.


Was trotz allem gut war

Trotz meiner Kritik gab es auch positive Aspekte des Abends. Die Organisation vor Ort war wie immer tadellos. Das Team der EOFT hatte alles im Griff, die Technik funktionierte einwandfrei und die Moderation zwischen den Filmblöcken war kurzweilig.

Die Gewinnverlosung in der Pause sorgte für Auflockerung und einige Zuschauer konnten sich über Outdoor-Ausrüstung und Gutscheine freuen. Solche kleinen Extras gehören zur EOFT einfach dazu und schaffen eine besondere Atmosphäre.

Auch die Tatsache, dass der Saal komplett ausverkauft war, zeigt: Die EOFT hat nach wie vor eine treue Fangemeinde. Die Begeisterung für Outdoor-Abenteuer ist ungebrochen, auch wenn die Filmauswahl dieses Jahr enttäuschte.


Meine Kritikpunkte an der diesjährigen Tour

Als langjähriger EOFT-Besucher kann ich die diesjährige Ausgabe gut mit früheren Jahren vergleichen. Und ehrlich gesagt: 2025 war die schwächste Filmauswahl, die ich seit vielen Jahren erlebt habe.

Mein Hauptkritikpunkt ist die einseitige Ausrichtung auf Bergsport. Von sechs Filmen drehten sich vier um Klettern, Skifahren oder alpine Aktivitäten. Wo war die Vielfalt? Wo waren Kajakfahrer, Mountainbiker, Ultraläufer oder andere spannende Outdoor-Disziplinen? Die EOFT lebt normalerweise von ihrer Abwechslung – dieses Jahr fehlte sie mir schmerzlich.

Zudem waren mehrere Filme einfach zu langweilig. Drop The Line war zu kurz und oberflächlich, Elladj hat mich thematisch nicht abgeholt und Freja's Back hatte keinen erkennbaren roten Faden. Nur Wild Days konnte mich wirklich begeistern und auch Gipfeli of Switzerland sowie Sheri waren akzeptabel. Das reicht aber nicht für einen Abend, für den man verhältnismäßig viel Eintritt zahlt und drei Stunden investiert.

Was macht für mich normalerweise eine gute EOFT aus? Tolle Bilder von Abenteuern, interessante Charaktere und spannende Geschichten. All das war in den Vorjahren eher gegeben. 2025 leider nur in Ansätzen.

Tipp: Trailer vorher anschauen

Wer überlegt, ob sich der Besuch der EOFT lohnt, sollte sich vorher die Trailer auf der offiziellen Website anschauen. So bekommt man einen ersten Eindruck vom Programm und kann besser einschätzen, ob es den eigenen Geschmack trifft. Ich tat dies, wie auch die Jahre zuvor, absichtlich nicht, um mich überraschen zu lassen…



Fazit: Abwarten und Tee trinken

Mein Fazit zur EOFT 2025 fällt gemischt aus. Wild Days war ein echter Knaller und hat gezeigt, was die Tour kann, wenn sie auf hohem Niveau spielt. Die restlichen Filme konnten mich aber nicht überzeugen – zu einseitig auf Bergsport fokussiert, zu wenig Abwechslung und teilweise einfach zu langweilig.

Als langjähriger Fan der European Outdoor Film Tour bin ich enttäuscht. Die Qualität der Filmauswahl hat in diesem Jahr deutlich nachgelassen. Das heißt nicht, dass die EOFT grundsätzlich schlecht ist. Im Gegenteil, in den Vorjahren habe ich grandiose Abende erlebt. Aber 2025 war einfach nicht das Jahr, in dem das Event glänzen konnte.

Meine Empfehlung für nächstes Jahr? Abwarten und schauen, welches Programm die EOFT 2026 bringt. Ich hoffe sehr, dass die Veranstalter wieder zu alter Stärke zurückfinden und eine vielfältigere, spannendere Filmauswahl zusammenstellen. Bis dahin bleibe ich vorsichtig optimistisch – aber auch kritisch.

Für alle, die dieses Jahr noch überlegen, ob sie zur EOFT gehen sollen: Wenn du bergsportbegeistert bist und Wild Days sehen möchtest, kann sich der Besuch lohnen. Wenn du aber auf vielfältige Outdoor-Abenteuer hoffst, könnte das Programm dich enttäuschen.


Du hast die EOFT 2025 auch besucht oder planst es noch? Ich bin gespannt auf deine Meinung! Teile mir gerne deine Eindrücke mit – schreib mir über mein Kontaktformular. Vielleicht sehen wir uns ja nächstes Jahr wieder im Kino, wenn die EOFT hoffentlich mit einem stärkeren Programm zurückkehrt!


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