Sei mal locker (Teil 1)

Samstag, 16. Januar 2021
Serie Lifehack S3 • E1
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post_0948_sei_mal_locker_1_1 Meine Bucket List aus 2020.

Lesedauer: 8 Minuten

Ich habe mir in der Vergangenheit immer wieder meine Tochter mit ganz anderen als den alltäglichen Augen angeschaut. Dabei konnte ich immer wieder wahrnehmen, wie sie – trotz all der miserablen Umstände in denen sie aufwachsen muss – unbekümmert, offen, meist auch glücklich aber in jedem Falle zielstrebig durch ihr junges Leben geht. Beneidenswert, dieses von agilen Grundsätzen geprägte Mindset, das Kinder wie ganz natürlich haben.

Etwas und seid mal ehrlich zu euch selbst, dass uns allen mit der Schulzeit oder spätestens mit dem Übergang ins Berufsleben, der steigenden Verantwortung oder einfach dem zunehmenden Alter mehr und mehr abhanden kommt. Man hört daher ja auch nicht zu selten die seufzerisch ausgesprochene Aussage: Ach, wenn ich doch nur mal wieder Kind sein könnte?!

Auch mir ging dieses bewusste Leben dieses einen Lebens, das ich nur habe, voll abhanden und so war dieser Satz beim Erleben meiner Tochter immer wieder auch in meinem Kopf. Ich reagierte dann in einem dunklen Moment unter Verwendung der 5W-Methode, durch mehr als 5 auf sich aufbauenden Fragen an mich selbst. Die erste Frage war: Was hält dich eigentlich davon ab, hin und wieder ein Kind zu sein?

All das passierte zum Jahreswechsel vor zwei Jahren und kollidierte da natürlich zwangsläufig mit den guten, seltenst verwirklichten Vorsätzen und meiner inhaltlichen Auseinandersetzung mit den verbreitetsten Scheiterungsgründen sowie wirkungsvollen und damit erfolgversprechenden Maßnahmen.

So entstand meine erste Bucket List mit einer kleinen Aufgabe für jeden Monat mit dem Titel Sei mal locker und ich bin zwei Jahre später immer noch der festen Überzeugung, dass locker sein oder eben immer mal wieder Kind sein jedem Erwachsenen gut tut. Dervorbildliche Umgang mit meiner Bucket List erinnerte mich dann durch ihre tägliche Präsenz stetig an den Grund dieser Liste und unterstützt mich so aktiv, durch das Erreichen einzelner Punkte dieser Liste in meinem eigentlichen, tiefgreifenderen Ansinnen.

Auch für das Jahr 2020 erstellte ich mir unter dem Titel Sei mal locker wieder eine Bucket List und wie in meinem letzten Post, dem Jahresrückblick 2020 angekündigt, möchte ich meine Bucket List und deren Status heute hier mit euch teilen, in der Hoffnung so den einen oder anderen von euch, von der Idee zu begeistern.

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1. Sich auf eine anstehende Veränderung freuen

Direkt im Januar des vergangenen Jahres sollte in meinem beruflichen Interessenbereich eine Veränderung anstehen, die bei dem einen oder anderen im Vorwege durchaus für Ungewissheit und damit ein mulmiges Bauchgefühl sorgte.

Ich wollte diese anstehende Veränderung aber aktiv und absolut positiv belegt nutzen und so meinen ersten Checkmark meiner Bucket List im Jahre 2020 setzen. Ich freute mich wirklich riesig, wie die meisten anderen auch. Es war wie ein lichter Hoffnungsschimmer am Horizont eines schon sehr dunklen Tunnels, den ich für mich mit dieser Veränderung verband.

Und so freute ich mich auch wirklich auf diese Veränderung und erzielte damit meinen ersten Checkmark in meiner 2020er Bucket List. Aber überraschender Weise kam es drastisch anders und der Tunnel in dem ich mich mit den anderen befinde, wurde noch dunkler, weil die besagte Veränderung recht schnell auch diesen lichten Schimmer aktiv verdunkelte. Unglaublich wie viele Menschen den gleichen Vornamen tragen könnten, wie mein Vater...

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2. Sich einen kleinen Traum erfüllen

Trotz dieser derben Enttäuschung konnte ich im Januar letzten Jahres direkt noch einen weiteren Checkmark erzielen und das gleich auf zwei Bucket Lists. Ja, auf zwei Bucket Lists gleichzeitig, denn durch die Teilnahme an der Full Moon Party unseres vietnamesischen Dienstleisters erfüllte ich mir einen kleinen Traum, der sich aber auch auf meiner Lifetime Bucket List befand.

So hatte ich mir ursprünglich für meine Lifetime Bucket List vorgenommen, bis zum Ende meiner Tage noch einmal an einer abendlichen Beach Party mit tropischen Temperaturen, leckeren, kühlen Getränken und richtig geiler Mucke teilzunehmen.

Ok, ich gebe zu, als ich dies in jene Liste aufnahm, hatte ich in Erinnerung an meine zahllosen Beach Partys in Argelès-sur-Mer in Südfrankreich eher an eine House-Party auf Ibiza gedacht. Aber, La Gi in Việt Nam kam dem schon sehr nahe, was auch an der exzellenten Organisation des Events und den Teilnehmern lag.

Ein unvergesslicher, perfekter Abend, der einen Checkmark auf gleich zwei Bucket Lists locker wert war!

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3. Im Regen tanzen

Tja, bei diesem Punkt meiner Bucket List hatte ich nicht damit gerechnet, diesen so überraschend und dann auch noch im Februar zu erfüllen. Ich hatte mir vorgenommen, bei Regen im Sommer mit meiner Lütten zusammen im Regen zu tanzen und uns dabei vorzustellen, dass es Konfetti regnet.

Und dann war ich in Saigon – nach einem extrem chilligen, lustigen, überraschenden und ereignisreichen Abend in einer Rooftop-Bar – zu Fuß auf dem Heimweg, als es wie aus heiterem Himmel anfing zu regnen.

Und wer sich ein bisschen mit Geografie auskennt, der ahnt schon mal, dass es nicht nieselte. Ganz im Gegenteil, es goss von jetzt auf gleich wie aus Kübeln. Tropischer Regen eben...

Ich rette mich schon etwas angefeuchtet unter ein Vordach, zückte mein Smartphone und prüfte auf dem Regenradar meiner Wetter-App, wie lange das wohl dauern würde.

Für meinen Geschmack zu lange und so erinnerte ich mich an meinen Bucket List-Eintrag. Ich überlegte kurz. Es ist schon ziemlich spät, morgen muss ich arbeiten, weit ist es nicht mehr und einen Wäschetrockner hab ich im Apartment auch... So be it!

Raus ging es in den Regen und ja, ich glaube es dauerte keine Minute und ich war triefend nass. Aber, der tropische Regen war angenehm warm und so war das irgendwie halb so schlimm. Und weil ja nur im Regen laufen kein Erfüllen meines Vorhabens darstellte, begann ich tänzelnd zu laufen und zu springen, mich zu drehen und das, obwohl ja immer noch reichlich Vietnamesen auf ihren Rollern unterwegs waren. Aber für die bin ich ja nur ein Tourist und so halt ein durchgeknallter Tourist... Der Regen jedenfalls war plötzlich halb so schlimm und witzig war es auch.

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4. Ein Lächeln schenken

Dieses Vorhaben meiner Bucket List gehört mal richtig extrem in den Bereich Sei mal locker! Es ging hierbei nicht darum, einem lieben Menschen aus meinem Umfeld ein Lächeln zu schenken. Nein, es ging darum, möglichst einem völlig unbekannten, attraktiven Menschen ein Lächeln zu schenken.

Und so saß ich im März an einem Freitagabend mit einem Bekannten in meiner favorisierten Rooftop-Bar in Saigon, hatte schon einen dieser unglaublich leckeren Marcel-Burger mit knackigen Pommes genossen und schlürfte leicht an meinem Gin Tonic, als ich diese europäisch wirkende Frau mit ihren silbergrauen Haaren an einem Stehtisch sah.

Ich war verwirrt. So alt sieht die doch gar nicht aus...?! Graue Haare? Das bestätigte sich, als ich im nächsten Moment sah, dass sie in männlicher Begleitung war und die Begleitung auf mich wie um die 30 Jahre alt wirkte. Ein blonder, europäisch aussehender Typ. Trotzdem guckte ich aufgrund ihrer besonderen Haarfarbe immer wieder hin.

Und irgendwann ertappt sie mich quasi beim Gucken. Ich lächelte etwas überrumpelt und sie lächelte zurück. Tja und dann lernte ich, was überrumpeln wirklich bedeutet. Warum?

Nun, sie kam mit samt ihrer Begleitung auf uns zu, setzte sich auf unseren loungigen Beistelltisch direkt vor mich, fasste eine Strähne meines Haares an und sagte Du hast ja eine geile Haarfarbe. Da träume ich ja von. Wie hast du die so hinbekommen?

Bam! Das nenne ich mal direkt und auf eine intelligente Art und Weise einfallsreich! Es entwickelte sich ein intensives Gespräch, bei dem sie von sich aus direkt erst einmal klarstellen wollte, dass ihr französischer Begleiter nur ein Kumpel sei. Ihr italienisches Temperament kannte auch keine Grenzen und so ging dieser Abend als Speziell in meine Liste der Erlebnisse im Leben ein...

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5. Sagen, was man denkt

Wie ich im ersten Bucket List-Punkt bereits erwähnte, enttäuschte mich die zum Jahreswechsel auftretende Veränderung, auf die ich mich so gefreut hatte, doch sehr und das ging an einem Tag im Mai sogar so weit, dass ich mit meiner Meinung absolut nicht mehr hinterm Berg hielt.

Es war ein sehr unangenehmer Moment, der die Anwesenden sichtlich überforderte. Da sind wir wieder beim Vornamen meines Vaters... Aber, irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man klare Kante zeigen und für das, was man aus erfolgsbasierter Erfahrung und Ausbildung weiß, stehen muss und das tat ich.

Wohl wissend, dass das mein Standing und meine Zukunftsaussichten dort nicht gerade verbessern würde, tat ich es aber trotzdem. Sachlich aber bestimmt. Denn da draußen gibt es Menschen, die talentierte, intelligente, gut ausgebildete, erfahrene und erfolgreiche Product Owner suchen und diese auch noch deutlich besser bezahlen. Wäre doch gelacht, wenn ich da früher oder später nicht irgendwo der Deckel auf einem von einem echt agilen Umfeld geprägten, neuen Topf würde...

Zugegeben ein Checkmark, der sich einfach so, ohne viel Vorbereitung schlicht ergab oder aber vom Umfeld quasi erzwungen wurde. Aber egal. Da halte ich es mit einem mir mal zitierten italienischen Kampfpiloten und Fluglehrer A kill is a kill and dead men don't talk!

Natürlich bestand meine Bucket List für das letzte Jahr nicht nur aus fünf Aufgaben. Schließlich sprach ich ja davon, in jedem Monat eine kleine Aufgabe zu erfüllen, die mich dem übergeordneten Ziel meiner Bucket List ein wenig näher bringt.

Was die weiteren sieben Aufgaben waren und wie ich diese erfüllte oder eben vielleicht auch nicht, könnt ihr dann im nächsten Post weiterverfolgen. Und ob ich mein eigentliches Ziel durch diese Bucket List schon erreicht habe, das überlasse ich dann mal euch...


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