Frankreich in Flammen

Montag, 15. April 2019
Google Maps Paris
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Quelle: tagesschau.de

Lesedauer: 4 Minuten

Na, wie war das gestern Abend gegen 19:00 Uhr für euch? Also ich war gerade bei strahlendem Sonnenschein mit Arbeitskollegen auf dem Weg von der alten Mainbrücke ins Till Eulenspiegel in Würzburg, als einer meiner Kollegen in seinem Newsfeed eine Nachricht mit dem Foto einer brennenden Kirche bekam.

Oh, irgendwo brennt ne ziemlich große Kirche lichterloh. Ich schaute neugierig auf das Foto und meinte spontan Das sieht aus wie Notre Dame. Aber wo sind die beiden großen Türme?

Ein anderer Kollege, der zu allem immer einen Liedtext auf den Lippen hat, skandierte nach dem Blick auf das Foto nur The roof, the roof, the roof is in fire. Ok, etwas geschmacklos... Erst als wir im Till Eulenspiegel ankamen, fanden wir dann via Google heraus, dass das Foto tatsächlich von Notre Dame stammte und diese riesige Kathedrale, der kulturelle Inbegriff Frankreichs oder wie Macron es bezeichnete das Epizentrum der französischen Kultur, im wahrsten Sinne des Wortes brandaktuell im Begriff war, vollkommen niederzubrennen.

Ich war schockiert! Als ich dann auf dem Hotelzimmer ankam, gab es auf den Nachrichtensendern natürlich nur Sondersendungen zu dem Thema und ich muss schon sagen, dass mich die Situation schon ein wenig an 11. September erinnerte. Ok, kein Terrorakt. Aber da stand ein 800 Jahre altes Weltkulturerbe, ein internationales Wahrzeichen vor der völligen Zerstörung! Da sind u.a. 800 Jahre alte Fenster unwiederbringlich zerstört worden und die waren wirklich sehr schön. Es tat einfach weh, diese Bilder der weinenden oder einfach nur fassungslosen Augenzeugen zu sehen.

Die Presse, die dieses Drama bereits mit Notre Drame titulierte, brachte aber am späten Montagabend auch gute Nachrichten. So war es wohl dem heldenhaften Kampf der Pariser Feuerwehrleuten zu verdanken, das nicht nur wichtige Reliquien gerettet werden konnten, sondern auch die gesamte bauliche Substanz inkl. der beiden so bekannten Türme anscheinend keine irreparablen Schäden erfahren hatten.

Mir stellte sich beim Anblick dieser Bilder die Frage, was uns Deutschen eigentlich so viel bedeuten könnte, wie den Franzosen Notre Dame? Was müsste niederbrennen, damit wir Deutschen dem weinend oder zumindest fassungslos beiwohnen würden? Der Reichstag? Das Brandenburger Tor? Der Kölner Dom? Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek? Ich glaube, wir Deutschen sind, getrieben durch Egoismus und Gleichgültigkeit der Gemeinschaft gegenüber, mittlerweile völlig identitätslos.

Interessant wird es nun in Frankreich allemal. Wird die durch die Gelbwestenproteste gespaltene Grande Nation angesichts dieser nationalen Tragödie wieder näher zusammenrücken? Eigentlich erstaunlich, dass da noch keine Verschwörungstheorien aufgetaucht sind...
Kommentar der Redaktion:

Im Zuge der Woche sind mittlerweile mehr als eine Milliarde Euro an Spendengeldern für den Wiederaufbau zusammengekommen. Einerseits bemerkenswert, würde so etwas in Deutschland niemals klappen. Andererseits aber auch erschreckend, angesichts des leeren Staatssäckerls in Frankreich und den sozialen Problemen dort....


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