Bademeister
Montag, 29. Juli 2019


Lesedauer: 4 Minuten
Kennt ihr das? Ihr seid im Klamottenladen oder mit einem gelben T-Shirt im schwedischen Möbelhaus und plötzlich spricht euch ein Wildfremder an und stellt euch eine Frage, als wäret ihr Mitarbeiter des Dienstleisters, in dessen Räumen ihr euch gerade aufhaltet?Mir ging das gestern Nachmittag mal wieder so. Aber Moment, gestern war doch Sonntag und zwar ein nicht verkaufsoffener Sonntag?
Ja und deshalb passierte das für mich nicht nur an einem wirklich ungewöhnlichen Ort, sondern auch generell um so überraschender... Aber wo bin ich denn fälschlicherweise für einen professionellen Dienstleister außerhalb meiner eigentlichen Profession gehalten worden?
Nachdem es ja am Wochenende wirklich sehr warm war, machte ich mich mit meiner Lütten am frühen Samstagnachmittag auf in ein nahegelegenes Freibad. Wir hatten einen tollen Tag mit viel Spaß, konnten Schwimmbewegungen üben und unser Balance-Gefühl beim Stehen auf Schwimmmatten verbessern. Natürlich durfte auch Eisessen nicht fehlen...
Gestern nun frühstückten wir den zweiten Tag in Folge auf der Terrasse, packten unsere sieben Sachen und machten uns am späten Vormittag erneut auf den Weg in das Sommerbad Altengamme in der Nähe von Vossmoor. Wie am Vortag auch hatten meine Lütte und ich wieder viel viel Spaß.
Wie auch am Vortag stand ich aber auch längere Zeit am Beckenrand der Nichtschwimmer-Zone im Wasser, um meiner Lütten jederzeit zur Hilfe kommen zu können, wenn sie Dinge alleine ausprobieren oder machen wollte.
Und als ich da so am Beckenrand stehe, kommt die Mutter eines etwas älteren mir völlig unbekannten Kindes auf mich zu und sagt Ich finde das ja total toll, dass Sie Ihre Freizeit opfern, um hier als Bademeister bei den Nichtschwimmern für Sicherheit zu sorgen.

Nee, da stand Niemand und als sie dann auch noch sagte Ich habe sie hier ja gestern schon auf die Kinder aufpassen sehen war es mir auch endgültig klar...
Ich sagte der Mutter, dass ich das sehr nett von ihr fände. Ich sei aber kein Bademeister, sondern passe nur auf meine Tochter auf, die noch nicht schwimmen kann.
Hmm, da hatte ich ja was gesagt. Peinlich berührt drehte sie sich um und ging... Hatte sie sich da etwa auch auf vermeintliche Sicherheit verlassen?
Mir war an den beiden Tagen eines jedenfalls erschreckend vor Augen geführt worden! Die meisten Eltern haben überhaupt kein Auge auf ihre schwimmunfähigen Kinder!
Da tratschen Mütter auf der Liegewiese viele Meter von ihren Kindern entfernt miteinander oder noch schlimmer, sind mit ihrem verdammten Smartphone verheiratet. Und das alles, während ihre Kinder, zum Teil gerade lauffähig, im für mich knietiefen Wasser spielen.
Unglaublich verantwortungslos! Diesmal zum Glück aber folgenlos...
Über mich
Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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